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Meine, nein -
unsere
Wachtelhunde.
„Mac aus Meesiger“
- der „Dicke“.
„Ein guter Jäger macht einen
guten Hund, aber ein guter Hund macht einen guten Jäger“
- bei mir war durch ihn die Reihenfolge umgekehrt. „Ein Hund kommt mir nicht ins
Haus - ich habe damit die Arbeit, denn du bist den ganzen Tag auf
Praxis.“ Das sagte meine Frau, die sonst an
keinem Hund vorbeikam, ohne ihn zu streicheln, mit unmißverständlichem
Nachdruck. Aber jagen ohne Hund? Das ist
bestenfalls Schießen - und danach anderen, den Hundeführern, die Arbeit
überlassen, falls man - noch dazu mit der Brennecke, diesem anfangs so
unzuverlässigen Flintenlaufgeschoß - nicht sauber getroffen hatte. Ich konnte bitten, betteln, die
Kinder als Argument vorschieben, für die doch so ein Hund wichtig wäre,
damit sie nicht andauernd zu Nachbars Hunden liefen, es half nichts.
Meine Berlinerin blieb unerbittlich. Da hatte ich nun die Jagderlaubnis
bestanden, träumte von den beiden Wachtelhunden des Försters im
Westpreußischen Heimatdorf und fand keine Gegenliebe. Ein Jäger ohne Hund - bei uns damals
in den meisten Fällen auch ohne eigene Waffe - welch ein Bild für
Geilfuß, den zeichnenden Satiriker, war das. Aber eines Tages rief ein Kollege
vom Kummerower See, ein Jäger und Wachtelzüchter bei mir an. Er habe einen fünf Monate alten
Wachtelrüden, doch dulde seine Wachtelhündin, da sie erneut belegt sei,
den nicht mehr; ob ich nicht? Und ob ich wollte. Meiner Frau sagte ich nichts, außer,
daß wir nach Feierabend rasch mal zum Kollegen „auf Besuch“ wollten. Die
Frauen mochten den jungen Witwer alle, was soll’s. Wir saßen kaum im Wohnzimmer am
Kamin, als die Tür aufsprang und ein brauner, ganz junger Wachtel
hereingestürmt kam, uns kurz bewindete und dann mit einem Satz meiner
Frau auf den Schoß sprang, sich einrollte und alsbald schnarchte. Er
schnarchte leise - und hatte mit seinem vertrauenden Satz das Herz
meiner Berlinerin erobert. Als wir spät nach Hause kamen,
durfte er in einer Kiste an meinem Bett schlafen, doch als ich am
anderen Morgen aufwachte, da sah ich auf dem Kopfkissen nebenan
einträchtig zwei braune Häupter beieinander ruhen. Suchte ich später unsere Kinder,
dann konnte ich sicher sein, sie bei Mac im Winterlager der geräumigen
Hundehütte des Zwingers zu finden; Arm in Arm mit ihrem Freund. Der berechtigte bald zu den
schönsten Hoffnungen, war wasserwild, spurfreudig, zeigte einen festen
unnachgiebigen Willen auf Spur und Fährte, und als er spurlaut war, da
ging ich mit ihm im Mai mit sieben Monaten zur Anlagenprüfung. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob
ich mit den anderen Hunden, die nach ihm kamen, so gründlich, so
ausdauernd, so planvoll geübt habe. Wir gingen schon im Herbst zur
Eignungsprüfung und bestanden gemeinsam und sicher, zumal er verfressen
war und alsbald der Pfefferkuchenhund hieß, weil er zur Belohnung stets
Pfefferkuchen erhielt. Dafür machte er alles. Jetzt hatte ich meinen Wachtel - und
die Familie ihren vierläufigen Freund. Als ich im Jahr darauf eine 12er
Doppelflinte als Leipziger Wurftaubenschießpreis bekam, da konnte es von
nun an in dem wasserreichen Revier den Wildenten „zur Jacke“ gehen.
Mac kam nicht eher vom Teich oder
aus dem Schilf, ehe nicht die letzte Ente aufgestöbert oder gebracht
war. Nun wollten wir züchten. Das war - gar nicht verwunderlich -
der Wunsch und Gedanke meiner Frau. Also holten wir eines Tages aus dem
südlichen Brandenburg eine kleine braune Hündin: „Carla v. Bickenbach“. Das war soviel braune Lebendigkeit,
sie zeigte früh so unglaubliche Anlagen - was für eine Nase, welch ein
Wille, eine beinahe Wasserwut, daß wir mit der erst fünf Monate Alten
Hündin zur A-Prüfung nach Lübz fuhren. „Was wollt ihr
hier mit dem Welpen“, kam die
spöttische Frage des Prüfungsleiters, und es war unser Glück, daß die
beiden „Kopfhunde“ der DDR-Wachtelei richteten. So durfte dieser „Welpe“
von mir geführt werden. Als die Kleine dann
als letzter Hund bei stürmischem Wind auf einem Lupinen-Sandacker, wo
gerade die ersten Pflänzchen aufkeimten, rasch mit sicherem Laut auf der
Spur des nicht gesehenen Hasen losstürmte, dabei einen anderen Hasen
aufstieß, den nur markierte, nach gut 1000 m von der ersten Spurarbeit
zurückkam und laut die andere Hasenspur annahm, da war bei allen die
Abwehr gebrochen. Doch ihr
Gesellenstück lieferte das Kerlchen am Wasser. Kaum einer der
wesentlich älteren Hunde, die alle schon einen Sommer am und im Wasser
zugebracht hatten, wollte das Wasser wirklich annehmen, schwimmen. Von dem zunehmend
starken Wind aufgepeitscht, brachen sich beachtliche Wellen am Ufer des
weiten Teichs. Ein Hund, der
nächste, ein dritter wollten nichts ins Wasser, sie machten sich
bestenfalls die Läufe naß und kamen trotz Aufforderung, trotz geworfener
Erdklumpen oder Stöckchen raus, waren nicht zu bewegen,
hinauszuschwimmen. Ein Fiasko bahnte sich an. Gewiß waren es
erschwerte Bedingungen für Junghunde - aber? Dann war die Reihe
an Carla. Ich nahm ihr die
Halsung ab, redete sie leise an - und sie schwamm los, schwamm gegen die
Wellen, ließ sich von meiner Hand leiten, nahm den ganzen Teich und kam
erst nach Aufforderung zurück. Die beiden Walddoktors aus Thüringen
standen kopfschüttelnd aber bewundernd, wir hielten mit Mühe die
Freudentränen zurück. So kam es, daß man
nach einiger Beratung fragte, ob ich bereit sei, meine Kleine nochmals
mit jedem Verweigerer in das reichlich kalte, stark bewegte Wasser zu
schicken. Warum nicht, natürlich; sie würde das schon machen. Einer nach dem
anderen folgte nach Anfeuerung durch den Führer der Hündin und schwamm,
wenn auch nicht so frei, bis er angeleint werden durfte. So hatten auch
die „Feiglinge“ wenigstens bestanden. Was dann noch kam,
war für die Carla Spielerei; das machte sie „mit links“. Am Ende der Prüfung
hatte sie alle überzeugt und als jüngster jemals auf „A“ gelaufener
Deutscher Wachtelhund mit der höchsten erreichbaren Punktzahl bestanden. Da war vergessen,
daß ihre stöbernde Neugier während eines Waldspazierganges im zeitigen
Frühjahr uns in höchste Bedrängnis gebracht, als sie einen starken
Keiler hochgemacht hatte, ängstlich bei uns Schutz suchte, während Mac,
solange gehorsam bei Fuß, den Urian annahm und von uns wegbrachte, dann
aber schwerverletzt zurückkam, so daß ich ihn mit größter Mühe und nach
einer Operation am Leben halten konnte. Wieviel Freude,
wieviel jagdliches Erleben hatte ich durch diese beiden typischen
Braunen, und es mag wohl auch an diesen beiden großartigen Hunden
gelegen haben, daß meine Frau sich entschloß, die Jagdeignungsprüfung
abzulegen und von nun an mit ihrer Hündin zur Jagd zu gehen. Doch mit der Zucht
wurde es leider nichts. Mac hatte die mehr
und mehr in der Wachtelei - aber auch bei anderen Rassen mit enger
Zuchtführung - gefürchtete „HD“, eine erbliche Hüftgelenkserkrankung,
und Carla war „Warnhund HD“, hatte also in den Geschwistern diese
Erkrankung. So kam sie, schweren
Herzens, in die fürsorgliche und verständnisvolle Hand eines älteren
jagenden Kollegen, bei dem sie den „Hundehimmel auf Erden“ fand. Meinen Mac mußte ich
aber mit neun Jahren töten, weil er, während der Sanierung der
Rinderherden von Brucellose, wie alle Hunde untersucht, positiv auf die
seuchenhafte Erkrankung reagierte. Als ich, nach langem
Zögern, mich endlich entschloß, hielt er mir - wie gewohnt von den
Behandlungen - den Vorderlauf zur Injektion hin. Wie er dann
hinüberschlief, schmiß ich die Spritze gegen die Hauswand und rannte
weit in den Garten, um mit meinem Elend allein zu sein. Wir haben ihm im
Pirschbezirk nahe einer Kanzel, wo er mir einmal des Nachts bei einer
Nachsuche das Leben gerettet hatte, sein Grab bereitet, ihm alle
Medaillen mitgegeben und einen großen Feldstein mit seinem Namen darauf
errichtet. So suchten wir nach
einer neuen Hündin, um endlich züchten zu können und entschieden uns für „Trude von der
Trift“, eine braune gebrandelte Hündin von der Rhön. Das war damals in der
DDR Grenzsperrgebiet. Also mußte sie per Bahn zu uns geschickt werden. An einem Sonntag sollte der Welpe in
Neubrandenburg ankommen. Vom Nachmittag an riefen unsere
Kinder am Güterbahnhof an, so daß der Eisenbahner schon bald nur noch -
ohne vorher zu fragen - belustigt sagte:“ Er ist noch nicht da!“
Doch gegen den frühen Abend hörten
wir dann bei einem weiteren Anruf schon aus dem Hörer das durchdringende
Rufen einer kleinen Hundestimme. Die ganze Familie kam mit, um den
Welpen in seiner Kiste in Empfang zu nehmen. Nach der dringend notwendigen
gründlichen Reinigung in der Badewanne fraß das kleine Kerlchen sich
erst einmal satt und schlief dann bis zum nächsten Morgen. Doch nach seinem Frühstück nahm die
Kleine den großen Garten unter die Läufe und in Besitz. Das war nun ihr Revier. Jeder, der
kam, wurde von ihr „in Empfang genommen“, zur Tür begleitet und später
wachsam bis zur Gartenpforte geleitet. Anfassen ließ sie sich von Fremden
nicht. Trude war eine so aufmerksame,
wachsame und außerdem schnelle Hündin, und sie wurde bald ein
ausgezeichneter Hund mit guten jagdlichen Anlagen, ohne zuvor auf
Prüfungen besonders aufzufallen. Sie war eine „Arbeiterin vor dem
Herrn“ und für ihren Leithund. Sie machte bald ausgezeichnete
Nachsuchen und steht heute in meinem Nachsuchenbuch hinter Mac, dem
„Dicken“, an zweiter Stelle. Auch sie rettete mir einmal während
einer leichtfertig durchgeführten Nachsuche das Leben, als sie sich,
ohne zu zaudern, dem noch wehrhaften Schwein entgegenwarf. Bei der Entenjagd konnte man sich
auf sie verlassen, denn sie brachte noch den letzten schnickenfetten
Herbsterpel aus dichtestem Schilf. Bei ihr habe ich mehr als einmal
erlebt, daß sie nach den Enten tauchte. Bald holten wir uns aus Magdeburg
von einer Wunschpaarung den dunkelbraunen Welpen
„Rams v. d. Ohre“.
Lockig, kräftig im Gebäude,
war er der „schönste Hund“ von allen. Er wuchs durch Trude, die ihm
durch „dick und dünn“ alles beibrachte, zum brauchbaren Jagdhund heran,
zeigte sich alsbald recht prüfungssicher, doch begann er mit zunehmender
Männlichkeit, mir seinen Willen entgegenzusetzen. Sein Selbstbewußtsein und die
„Lehre“ durch Trude ließen ihn bald zu einem Ströper werden, der oft
erst sehr spät von einer Spurarbeit zurückkam oder von irgendeinem
Gehöft in der Nähe, bei dem er sich aus Hunger eingefunden hatte,
abgeholt werden mußte. So führte ihn bald meine Frau zur
Prüfung, denn ihr ordnete er sich bereitwillig unter, ging folgsam,
ruhig, sehr aufmerksam an ihrer Hand. Kein Wunder, war sie doch stets
für ihn da, während er mich nur abends, nach der Praxis sah. Es scheint
ohnehin die Regel zu sein, daß ein Mann besser eine Hündin führt,
hingegen die Jägerin den Rüden. Sein Meisterstück leistete er sich,
als er sie, die bei der Schweißprüfung gestolpert und hingefallen war,
am langen Riemen die letzten Meter zum Stück zog. Sein Blut vererbte sich später in
unserem Zwinger „Bringtreu“. Denn wir gaben ihn, als die beiden
folgenden Hündinnen zu uns kamen, in gute Jägerhände nahe Fürstenwalde,
wo er, im Gegensatz zu unseren Jagdmöglichkeiten, sogar an Rot- und
Damwild jagen konnte. Als Trude an den Folgen eines Bisses
durch einen Dorfhund starb, eine sich rasch ausbreitende Lähmung war
auch in der Tierklinik nicht mehr zu beseitigen, waren wir erneut ohne
Hündin und wollten den Gedanken an eine Zucht schon aufgeben. Doch meine Frau holte sich aus
Berlin ihre braune, sehr nervige, aber wieselflinke Hündin
„Abba vom Watz“.
„Assi die Wilde“, wie sie alsbald
hieß, eine mehr braun angestrichene Berlinerin vom „Keiler“, dem Züchter
und Berliner Jagdreferenten Werner Keil, war bald der ganze Stolz meiner
Jägerin und unsere erste Zuchthündin im Zwinger „Bringtreu“. Meine Frau
hatte sie gut in der Hand; besonders im Wasser und beim Stöbern zeigte
sie brave Leistungen und bestand leichthin die erforderlichen Prüfungen.
Allerdings ging sie, zum Stöbern aufgefordert, gern „über Tisch und
Bänke“. Es war wohl unter der braunen Jacke doch allerhand
„Schimmelblut“ in ihr. Mit den Buchstaben „C“ und „F“
brachte sie später, nach der Zuchttauglichkeitsprüfung, gute Würfe. Doch ich wollte ja auch meine
Zuchthündin haben, und so fuhren wir bald nach Thüringen, wo in
Stolberg, nahe Uftrungen, auf einem Forstgehöft mit anerkanntem Zwinger
mein Welpe abgeholt werden konnte.
„Xara v. d. Thyra“
war, wie sich schnell zeigen sollte, ein echtes braunes
Urgestein, die wesensfesteste Hündin, die ich jemals führen durfte.
Sie war eine der, seit den Ausfällen
durch die HD-Untersuchungen immer weniger zu beobachtenden, homozygoten
alten Braunen. Diese HD-Röntgenuntersuchung, so
wichtig sie für die Selektion dieser Erkrankung für eine gute Zucht ist,
traf bei dem hohen Inzuchtkoeffizienten unserer Rasse vor allen Dingen
die alten derben, mehr ruhigen und im Prüfungsgeschehen nicht so
auffälligen Braunen in allen ihren Linien. Und sie hat so in ziemlich kurzer
Zeit diese zumeist kurzjagenden, für unsere neuen Jagdverhältnisse mit
den kleineren Revieren so wichtigen Linien fast ausgemerzt. Der Vorschlag einiger Tierärzte in
der Hauptzuchtleitung DW, zukünftig in zwei Ebenen zu züchten, fand bei
den beiden Humanmedizinern unserer Obersten Wachtelleitung kein
Verständnis, sondern Abwehr. Wir dachten uns eine Zuchtebene I
für die Weiterzucht mit HD-freien Eltern und eine Zuchtebene II mit
Eltern, die an leichter oder mittlerer HD erkrankt, aber hervorragende
Anlagen zeigten. Mit denen sollte die sogenannte
„Verbrauchszucht“, also Paarungen, mit deren Welpen nicht
weitergezüchtet, die aber für den Jagdgebrauch dringend benötigt wurden,
erfolgen. Wir hätten überaus wertvolles
Material für die praktische Jagdausübung erhalten können. Unsere aus der Tierzucht stammenden
Erfahrungen sagten der Leitung nichts. Hier hätte „Eugenik“ ohne
„Euthanasie“ stattfinden können, obwohl an diese Begriffe von uns
niemand dachte. Es war mein Glück, nicht auf den Rat
der Züchterin in Stolberg am Harz gehört und doch die Schlafmütze
genommen zu haben, die abseits unter dem Fliederbusch weiterschlief,
während ihre Geschwister um uns und auf dem Forsthof laut herumtollten. Damals war es, als ich sie im Arm
hielt und sie weiterschlief, Liebe auf den ersten Blick, und so blieb es
unser Leben lang. Daß ich damit zugleich das Blut der
Elchwinkel-Linie aus der Lüneburger Heide kaufte, wußte ich nicht. Es
sollte später von erheblicher Bedeutung sein. Als wir von der langen Fahrt nach
Hause kamen - Frau und Tochter hatten unterwegs Flöhe über Flöhe von dem
dicken Welpen abgesammelt - da ließ ich die kleine Hündin im Garten
laufen. Sie sollte ihre neue Heimat
kennenlernen. Aber sie nahm die Nase hoch, stürmte zu einer
hochgestellten Karre, auf der ich für Übungen mit „Herrn Rams“, wie er
nun hieß, einen Stockentenerpel abgelegt hatte, sprang hoch, griff ihn
sich und trug den für sie fast zu großen Erpel stolz im Fang durch den
Garten. Natürlich brachte sie ihn noch
nicht, doch sie hatte ihn wie selbstverständlich apportiert. Da rief ich kurzentschlossen meine
Jägerin und unsere Tochter, und sie legten im nahen Feld bei ziemlichem
Seitenwind eine Schleppe. Und da geschah es zum zweiten Mal.
Das Kerlchen markierte kurz den
zuvor gerupften „Anschuß“, lief dann ohne zu zögern und zu stocken weit
unter Wind zum abgelegten Erpel, nahm ihn auf und brachte den dicken
Vogel zu uns. Natürlich gab sie noch nicht aus,
aber diese kleine braune Wachteline fand sofort zum Stück und brachte,
als müßte das so sein. Hoppla, dachte ich damals und sollte
Recht behalten, da muß beim Apport aber sehr gründlich gearbeitet
werden, damit es immer, und immer felsenfest sitzt. Denn wie hatte uns Rudolf Friess
gelehrt: Der Wachtel braucht nur zwei Dinge beigebracht zu bekommen,
down und Apport, „Aber das mit Nachdruck, sonst wird er liederlich
und tanzt uns auf der Nase rum“, setzte ich bald hinzu. Wieviel Erfolg hatte meine Frau mit
ihrer Assi“, wieviel Freude hatten wir mit beiden Hündinnen auf den
Prüfungen, obwohl die „Xara“, wir hatten sie jedoch bald nur noch
„Kater“, später „Kater-Luise“ oder plattdeutsch „Lieschen“ genannt,
schon vor der „A“-Prüfung sich den Vorderlauf gebrochen hatte und in der
Chirurgischen Tierklinik der Tierärztlichen Hochschule von Prof. Olaf
Dietz operiert werden mußte. Sie konnte ihren rechten Vorderlauf
nie mehr voll belasten, doch wie sie, gleichsam auf drei Läufen, die
Hasenspur mit ihrem unglaublichen Willen über 1000 m meisterte, so daß -
ausnahmsweise und in bewußter Anerkennung - die 4 h, also die seltene
„9“ gegeben wurde, wie sie später den Hasen auf der Schleppe brachte,
der im Gegensatz zu ihr kein „Dreiläufer“ war, oder im Wasser alle
Hindernisse bei der Entenjagd überwand, das ist allen in der Erinnerung
geblieben. Von ihr fielen alsbald die Würfe
„B“, „D“ und „F“. Als sie einer unheilbaren, sie immer
mehr schwächenden Krankheit unterlag, gab ich ihr das verdiente
schmerzlose Ende. Ihr Grab liegt unter hohen Pappeln
im Revier nahe einer Kanzel, zu der sie mich zuletzt noch begleitet
hatte. Wie alle unsere Deutschen
Wachtelhunde, die wir führen durften und in die Erde legten, nahm sie
ihre Medaillen mit. Sie war die eigentliche Stammutter
unseres Zwingers „Bringtreu“, doch beide Hündinnen haben, auch mit ihren
Nachkommen, auch den in die Bundesrepublik ausgeführten, dem
Zwingernamen alle Ehre gemacht. Nach ihrem Tode, „Assi“ war vor
unserem Gehöft überfahren worden, ließen wir uns von der Zuchtleitung
überreden, einen Welpen aus einer vermeintlich besonderen Zuchtpaarung
in Sachsen zu übernehmen. Nur „bewährte“ Züchter und erfahrene Führer
wurden dazu ausgesucht. Die Eltern des Welpen glänzten auf
Prüfungen mit höchsten Noten, so daß man glauben konnte, zu Recht sieben
Welpen statt der sonst zugelassenen sechs aufzuziehen. So kam zu uns nach Mecklenburg die
Jette. . Sie war, wie sich alsbald
herausstellen sollte, ein Irrtum der Zuchtleitung, Produkt eines
heterozygoten Blenders. Sie war wesensschwach, klemmte ständig die Rute,
bewindete mäkelnd ihr Futter, wo andere herzhaft zugelangt hatten, und
mit großer Mühe kamen wir mit ihr durch die Anlagenprüfung, nachdem sie
gerademal so eben die Schußscheue überwunden hatte. Sie war für die Jagd bei uns
ungeeignet, ohne rechten Willen, hatte keinen Jagdtrieb. So bekam sie Nachbar-Kollegen als
Besitzer, bei denen sie nicht zu jagen brauchte, aber gerecht gehalten
wurde und Familienanschluß hatte. Dann bemühten wir uns um einen Rüden
aus Thüringen. Er entstammte einem bekannten, erfolgreichen Zwinger,
machte uns aber erst einmal tüchtig zu schaffen.
„Hatz v.d. Sasse“
anfangs eine Enttäuschung, da er schußscheu erschien, bis der Knoten
platzte und er verspätet, mit Sondergenehmigung, die A-Prüfung machen
durfte. Dann war er kaum noch zu halten, ein spätreifer, aber dann um so
zuverlässigerer Sauenhund, vor dem ich manche gestellte Sau erlegen
konnte, endlos im Treiben, griff er jede Sau an, er war bekannt dafür,
daß er bei Drückjagden notfalls auf einem stärkeren Schwein ritt, so daß
keiner schießen konnte, war trotzdem gehorsam, unermüdlich im Wasser,
hervorragend bei der Gänsejagd. Sein Verlust durch meine eigene
Schuld infolge einer ihm freigegebenen Hetze auf einen gut getroffenen
Überläufer, wobei er einem alten und wehrhaften Keiler vors Gewaff kam,
schmerzte lange, so daß ich eigentlich keinen Hund mehr führen wollte.
Auch er liegt in seinem Revier, wie
fast alle unsere Hunde, und bekam an seinem Grab drei Apfelbäume
gepflanzt, damit wir immer wieder einen Grund finden, ihn zu besuchen. Nachdenklichkeit stellt sich ein,
wenn man an alle die treuen Gefährten zurückdenkt, die uns im Leben und
auf der Jagd begleiteten. Meine Frau verstand es aber mich zu
überreden, und wir fuhren vor Ostern nach Hasenthal, um einen neuen
Wachtel zu holen. Leider war es ein Braunschimmel, die
Farbe, die ich - beinahe ebensowenig wie die „Roten“ - mochte. Ich war
auf „reinbraun“ fixiert, konnte mich allenfalls in Erinnerung an „Trude“
mit Gebrandelten abfinden. Was solls. Es war sicherlich
überhebliche Voreingenommenheit. Meine Frau liebte „Chiko“,
Dickusch, wie sie ihn alsbald genannt hatte, vom ersten Tage,
wenngleich er ein kleines Ferkel war und bald recht groß wuchs. Ich hatte ihn aus der Not gekauft,
aber weil es ein Schimmel war, bald weiterverkauft, obwohl er in der
Hand meiner Frau die Prüfungen brav bestand und dann später bei einem
Kollegen ein gern geführter, sicherer und anerkannter Jagdhund wurde.
Noch zu seiner Zeit kam aus Bayern
ein reiner Brauner, Wastel I. v. Pflanzberg -, und wie sich im
Mit- und Gegeneinander zu Chiko bald zeigte, ein spurwilder Geselle mit
unglaublichen Anlagen, ein wirklicher Brauner. Ihn auf die Anlagenprüfung
vorzubereiten, war eine reine Freude, obwohl es immer weniger Hasen gab.
Bei aller Arbeitswut war er zugleich führig, ja schon erstaunlich
folgsam. Ich setzte alle meine inzwischen
mehrfach enttäuschten Hoffnungen in diesen Wachtel. Doch wurde er kurz vor der ersten
Prüfung vor unserem Gehöft überfahren und später nie durch seinen
Nachfolger aus der danach gewünschten gleichen Paarung ersetzt. Es war
einfach Dummheit - noch dazu für einen hundeerfahrenen Tierarzt - zu
glauben, daß die Wiederholung einer Paarung zu gleichen Anlagen und
Eigenschaften führen würde. Ich muß wohl in Tierzucht geschlafen
haben.
Wastel II. v. Pflanzberg
- war ein eigenwilliger Brauner, langsam im Denken, schwer zu führen,
schaffte zwar die Anlagenprüfung, doch konnte er in Vorbereitung auf die
Eignungsprüfung nicht zufriedenstellen. Nicht annähernd kam er an seinen
Bruder vom Wurf zuvor heran. Man hat ihn uns aus dem Dorf heraus
gestohlen. Hätte ich doch Wichtel v.
Pflanzberg behalten, statt ihn auf Drängen abzugeben. Der Züchter gab ihn mir mit Wastel
II. mit, da er für ihn wegen eines vermeintlichen Herzfehlers keinen
Käufer fand. Wichtel steckte in Feld, Wald und Wasser den anderen mit
links in die Tasche und zeigte bald Anlagen und eine Führigkeit, die zu
schönsten Hoffnungen berechtigte, doch ich hatte mich unklugerweise aber
treudoof für den Wastel II entschieden und verkaufte den Wichtel.
Was aus ihm wurde, ist nicht
bekannt, da zu viele, selbst brave und leistungsbereite Hunde nicht zu
Prüfungen geführt werden und versauern oder zu Familienanhang ohne
Arbeitsmöglichkeiten und Pflichten verkommen. Als ich nun wieder ohne den
vierläufigen Gefährten dastand, holte ich mir nach einigem Zögern aus
dem Thüringer Wald die braune Arina v. Rappach, bald nach unserer
Tochter, Rieke genannt. Es war mittlerweile die Nr. 13, und
wie sich bald herausstellen sollte, eine Art Unglückszahl. Sie erwies sich trotz aller Versuche
und Mätzchen, die man bei solchen Fällen anstellt, als schußscheu, zudem
schwerführig, war zwar wasserfreudig, aber nur sehr kurz auf der
Hasenspur. Ich mußte sie auf der Prüfung
zurückziehen. Aber was soll’s, für unsere
Jagdbelange und die kleinen Arbeiten reichte es. Sie brauchte nur die Familie als
Rudel und war der Leithund meiner Frau, verfressen, verschlafen, und ich
gewann allmählich den Eindruck, daß wir es genug sein lassen sollten. Nach über 11 Jahren war sie, von
schwerer, unheilbarer Krankheit immer mehr geschwächt, ein letztes Mal
im Wald und legte für meine Jägerin eine Nachsuche hin, daß wir sie so
in der Erinnerung behalten können. Ich war durch Mac, Carla, Trude,
Rams, Assi aber vor allem meine Kater-Luise verwöhnt gewesen.
Und selbst der Spätzünder Hatz
hatte mich, nachdem der Knoten bei ihm geplatzt war, nie enttäuscht.
Vielleicht lag es aber auch ein
bißchen daran, daß man jetzt immer weniger Zeit für die beharrliche
Abrichtung, für die notwendige Arbeit mit dem Hund hatte oder sie sich
nicht ausreichend nahm. Wie dem auch sei: Lange Jahre der
Jagd mit den Hunden, auf den Prüfungen, in der Familie lassen ein
Andenken an diese großenteils Braven, an die Deutschen Wachtelhunde,
zurück, das weder meine Jägerin noch ich missen möchten. Wir sind dafür nur aus tiefstem und
ehrlichstem Jägerherzen dankbar. Jagen ohne Hund ist Schund! Das
haben uns unsere Wachtelhunde gelehrt. Mac - mehrfach tritt er in „Stille
am langen Bruch auf. Carla - begegnet uns ebenfalls in
„Stille am lange Bruch“. Trude, Rams, Assi, und Hatz, dem die
„Mea culpa“ gewidmet ist - ebenso dort. Aber auch in „Der einsame Ruf“ und
„Lockt die Wachtel noch im Feld“ ist von ihnen zu lesen. Der Kater-Luise habe ich im Andenken
eine besondere Geschichte in „Stille am langen Bruch“ gewidmet. Sie
hatte es, neben Mac, vor allen anderen verdient. Und so bleibt in der Erinnerung das
Lied vom Deutschen Wachtel, das später auf den
Wachtelhund-Veranstaltungen oft angestimmt wurde:
Ich jage mit dem
Wachtelhund
Ich jage mit dem Wachtelhund
auf Hase, Fuchs und Sau,
auf Hirsch, auf Reh, auf
Wasserwild, so weit der Himmel blau.
Frühmorgens, wenn der Tag
anbricht, zieh’n wir zum Jagen aus –
und schwindet dann das
Büchsenlicht, geht heimwärts es nach Haus.
Im Stöbern ist er meisterlich,
auf Spur und Fährte laut.
Er fürchtet auch die Sauen
nicht, ist stark und schön gebaut.
Die Ente in dem dichten Rohr,
den Hasen in dem Tann,
die stöbert unser Wachtel vor
und bringt sie flott heran.
Deutsch-Wachtel, du mein
Weidgesell, mein Freund und Jägers Stolz,
auf roter Fährte findest du
den Bock in Feld und Holz.
Tönt dein Geläut durch Tal und
Höh’n als heller Gruß herbei,
dann klingt darin ein
Weidmannsheil der ganzen Wachtelei!
Weidmannsdank!
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