Jagd

 

das Wachtellied Drückjagdsorgen Saupirsch irsten kümmt dat anners Jagdvollversammlung Jagen heute neue Zeiten

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das Wachtellied  
  Ich jage mit dem Wachtelhund

Ich jage mit dem Wachtelhund auf Hase, Fuchs und Sau,
auf Hirsch, auf Reh, auf Wasserwild, so weit der Himmel blau.
Frühmorgens, wenn der Tag anbricht, zieh’n wir zum Jagen aus –
und schwindet dann das Büchsenlicht, geht heimwärts es nach Haus.

Im Stöbern ist er meisterlich, auf Spur und Fährte laut.
Er fürchtet auch die Sauen nicht, ist stark und schön gebaut.
Die Ente in dem dichten Rohr, den Hasen in dem Tann,
die stöbert unser Wachtel vor und bringt sie flott heran.

Deutsch-Wachtel, du mein Weidgesell, mein Freund und Jägers Stolz,
auf roter Fährte findest du den Bock in Feld und Holz.
Tönt dein Geläut durch Tal und Höh’n als heller Gruß herbei,
dann klingt darin ein Weidmannsheil der ganzen Wachtelei!



Drückjagdsorgen  
  Drückjagdsorgen

Der wilde Keiler mit den Silberborsten,
der läßt mich hier auf diesem Stand verdorsten.
Ich hör es knallen und weithin schallen,
dort drüben in den grünen Forsten.

Ich steh alleine, hab kalte Beine
und warte hier auf einen Bassen.
Käm doch nur einer, wenn auch ‚n kleiner,
sonst werde ich die Jagd wohl lassen.


Saupirsch  
  Saupirsch im Winter

„Eiskalte Nächte und keine Sau,
Einsame Weite, spätnachts erst zu Bau.
Hast du mal Anlauf, schießt du vorbei,
Ach hol der Teufel die Jägerei!

Dann lauerst du wieder, wirst rasch zu Eis,
Schreckst hoch im Dämmern – knackt nicht ein Reis?
Da – plötzlich Bewegung auf Mondschattenseite,
Schwarz ziehen Sauen in weißer Weite.

Hoch jagt der Puls, im Knall scheint’s zu klagen,
War ein guter Schuß Lohn für nächtelang Jagen?
Du drehst dich im Kreise, suchst verzweifelt nach Schweiß,
kein Tropfen, kein Schnitthaar, nur Fährten im Weiß.

Doch einmal wird’s klappen, sitzt die Kugel im Leben,
Gestreckt liegt der Kujel, still stehst du daneben,
Hältst andacht am wohlverdienten Preis,
Was dann kommt, kostet deinen Schweiß.

Sauen jagen ist meistens schwer,
Sauen dann bergen – noch viel mehr,
Und suchst du zur Hilfe dir nachts ein paar Leute,
Dann wird es meist eine teuere Beute.

Die Jagd ist zwar eines der schönsten Geschenke,
Doch bevor du entscheidest, sei klug und bedenke:
Lieber im Bett bei der liebsten der Frauen,
Als im eisstarren Feld hinter zottigen Sauen.“

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irsten kümmt dat anners  
  Irsten kümmt dat anners as man denkt.

Hest Du bi Nacht Di’n Wolf anseten,
un kurst nu rüm mit Salw un Pillen,
denn wust Du Flint samt Jagd wechschmieten
un sitzt‘ an Aben mit din Grillen.

Min lewen Fründ, up Jagd dor is’t
grad so, soans dat Weder is.
Un wenn Du noch so‘n Klauken büst,
so giw’t dat doch väl Argernis.

Du willst up Jagd, - blot eins na buten,
Din Fru will up Besäuk mol führ’n,
Du biddst ümsüß, sei ritt nu Schnuten,
denn hest Du Di wat antauhür’n.

Eins sitt’s Du achtern Ellernbrink,
dor harst ‘n Buck Du gisten ahnt,
denn tüdert Käuh Buer Jochen Fink,
un du kiekst wedder in de Mand.

Du swelgst in Drom, schütt’st up’n Swin,
dat drähnt in Slap as Kugelslag,
dor lürrt, wat kann’t ok anners sin,
de Klock tau Dinen Arbeetsdag.

Denn kümmt so’n Swin, is bannig grot,
so’n Swin hest du all lang nich seihn,
bitt’st up de Tähn un schütt’st em dod.
Dunn fängt di’n Nahwer an tau kreihn.

„Dit Swin is min, ick schot tauirst,
ick heww em dropen, giw em rut.“
Du kiekst, bet dat du di verfiehrst,
„dat’s wohr“, prünst du mit lange Snut.

Leiw Fründ, up Jagd geiht väl verkihrt.
Een möt sick düchtig wat probirn,
ganz anners, as so’n Bauk dit lihrt.
Man will un kann nich utstudirn.

Wat quälst‘ denn un wat argerst‘ di,
bliw doch tauhus in dine Stuwen.
Begnäug mit Wust un Spickgaus di,
mit Spreihn in Hän’n, statt’s Dak vull Duwen.

Wolfgang Köpp

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Jagdvollversammlung  
  Jagdvollversammlung ( November 1988 im Saal geschrieben)

Jagdvollversammlung ist wieder mal
Im alten verräucherten Kneipensaal,
und mit Verspätung – wie auch immer wieder,
läßt sich das Tagespräsidium nieder.

So manch ein Jäger ist nicht erschienen,
und aus der Weidgenossen Mienen
errät man nach kurzem, prüfenden Blick:
sie ergeben sich in dieses Mißgeschick.

Nun werden sie brav die Zeit absitzen.
Doch wem soll die Langeweile nützen? –
Der Leiter stottert radebrechend,
die Schafsgeduld der Hörer schwächend.

Langatmig nimmt der Parteisekretär
Sich dann einen Leitartikel her,
und was uns die Presse vor Wochen berichtet,
wird nun ideologisch ganz neu belichtet.

Onkelhaft schult jetzt der Ausbildungsmann,
was man beim Wild alles sehen kann.
Er leiert die alten Gedanken raus,
mich ödet’s an, ich will nach Haus‘.

Dann tritt zum jagdlichen Amoklauf,
zornrot der „Forstmeister Riese“ auf.
Doch hast du am Streiten kein Vergnügen,
beachte ihn nicht und laß ihn links liegen.

Ob Thuja, Pappeln, Douglasfichten,
die will jedes Rehkitz ihm vernichten.
Drum fort mit dem Wild – alles abgeknallt,
so entsteht ein forstlicher Musterwald.

Da stehn dann Bäume in schnurgraden Reih’n,
Wälder soll’n Holzfabriken sein,
Keine Himbeer’n, kein Dornenhorst im Wald,
kein Vogelruf durch die Holzung hallt.

Wer will da noch jagen, wer still drin wandeln?
Noch ist es Zeit, drum laßt uns handeln!
Soll das unsre jagdliche Zukunft sein? –
Denkt an die Enkel! Steht auf, sagt nein!

Dann kommt die geplante Diskussion,
doch deren Ausgang kennen wir schon.
Asche aufs Haupt? – Nein, selbstbewußt
Steht der Herrscher vorn, uns vergeht die Lust.

Doch damit nicht Stille den Saal überfällt,
sind vorher schon ein paar Redner bestellt.
Da tröpfelt’s meist rosa durchs grüne Geäst.
Ach, wie schön sich doch so etwas leiten läßt.

So sitzen wir stumm, resigniert und verharr’n,
bemüht, int‘ressiert auf’s Präsidium zu starr’n
und ist vorbei die Versammlungszeit,
lautes Stühlerücken vom Beifall befreit.

Nur nach Hause! – den ganzen Quatsch vergessen.
Stattdessen lieber auf Wild angesessen
Und auf die Sauen bei Mondschein gepirscht,
statt hier im Saal mit den Zähnen geknirscht.

Wann wird sich wohl bei uns etwas wandeln?
Wann werden wir, statt zu dulden, handeln?
Nicht mehr auf die falschen Propheten hör’n,

die uns das Leben mit Phrasen zerstör’n!

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Jagen heute  
  Jagen heute

Wohin sind heut im Weidwerk wir geraten?
Wo blieben Ordnung und die Sicherheit?
Passion und Können sind nicht mehr modern;
Die Selbstgefälligkeit nur macht sich breit.

Heut’ wird geschossen, was grad vor die Flinte kommt,
Was scher’n noch Plan, Natur, Gesetz und Jagdmoral!
Die Weidgerechtigkeit ist längst Vergangenheit,
Man jagt jetzt frei und wild auf Knochen ohne Wahl.

Jetzt zähl’n allein das Geld und Ellenbogen.
Jagdethik und Moral? - Sind für die Knechte.
Ein neuer Staat beseitigt alte Rechte
Und hat mit schönen Worten uns belogen.

Jagst Du in Wäldern, Wiesen oder Auen,
Jagst du auf Hirsche, Rehwild oder Sauen;
Das Geld, die Macht bestimmen nun das Jagen.
Warum nach Weidgerechtigkeit noch fragen!

Wolfgang Köpp

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neue Zeiten  
  Neue Zeiten, neue Herren, neue Jagd

Das Macht-Wort führen jetzt die Lauten, nicht die Stillen;
Das sich’re Wissen duckt sich vor dem schnellen Wort;
Es gilt nicht mehr die Wahrheit zu erfüllen;
Bewährtes ist veraltet, es muß fort.

Das Rehwild geht im Wald nur noch zu Schaden.
Wozu sind da noch Ordnung oder Plan?
Die Forstwirtschaft steckt tief in roten Zahlen,
da ist es mit der Hege nicht getan!

Vom holzgerechten Jäger zum Heloten
Hat sich des Försters stolzes Bild verkehrt -
Und grüne Ideologie schimpft den Idioten,
Der sich beharrlich und bewußt dagegen wehrt.

Damit man nicht erlegt wird, trägt man „Rot“.
Solch „outfit“ ist verordnet und modern.
Und schießt dich wirklich einmal Einer tot,
Kassier’n die Erben die Versich’rung gern.

Wolfgang Köpp

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