Pommern

  Ein paar kurze Bemerkungen zu den großen unvergessenen Pommern

Laßt mich etwas über das Land erzählen, das uns seit dem Ende des Krieges in seinem größten Teil verloren ging, das man uns bis hinter die Oder ebenso wie Ostpreußen, Danzig, Westpreußen, Schlesien und das Sudetenland gewaltsam entrissen hatte, und das nur noch in seinem vorpommerschen Rest für uns erhalten ist; über Pommern.
Die bedeutenden Menschen sind ohne die Kraftquellen ihrer Heimat nicht denkbar.
Das alte Pommern reichte vom Darß bis zur Lonske-Düne.
An Länge und Weite entsprach das ungefähr der Entfernung zwischen München und Leipzig oder zwischen Berlin und Frankfurt a. Main,
Beides zusammen, Vor- und Hinterpommern, gleicht in seiner Gestalt einem zerzausten, fast zerrissenen Schmetterling.
Darß und Hiddensee, Rügen und Usedom, das ist der bekannte Teil Vorpommerns mit Greifswald und Stralsund, Barth und Wolgast, Demmin und Tribsees.
Dann kommt Mittelpommern. Es beginnt mit Stettin und der Oder, der „Bäuerin“ unter Deutschlands Strömen.
Doch wir sollten stets daran denken, daß „Bäuerin“ immer noch ein Ehrenname ist und wollen hoffen, daß er es bleibt. Trotz grüner Klimahysterie und Ökologisterei!
Stettin, die einstige Perle des Nordens, links der Oder liegend und damit nach dem Willen der Sieger gemäß Teheran und Jalta weiter deutsch, wurde 1945 „über Nacht“ von den Polen infiltriert und annektiert und dann im Potsdamer Abkommen mit Hilfe der Russen und unter Duldung der USA und Englands nachträglich mitsamt einem beträchtlichen Streifen links der Oder zu den von Polen zu verwaltenden Gebieten geschoben. Jetzt ist es polnisch!
Die vielfachen, von polnischer und anderer Seite dafür vorgebrachten Begründungen halten alle vor der Geschichte nicht stand. Zumal es stimmt, daß wer zu viele Begründungen für ein Unrecht sucht, in Wahrheit nichts Gerechtes findet.
Denn die schlimmste Art der Ungerechtigkeit ist die vorgespielte Gerechtigkeit.

Und so bleibt wahr, daß die Welt wohl genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht genug für jedermanns Gier hat.
Mit diesem Stettin verbindet sich untrennbar die Geschichte Ostdeutschlands. Zugleich war es Berlins Tor zur See.

Für viele Menschen in Deutschland ist dieses Pommern immer nur die Korn- und Kartoffelkammer des einstigen Deutschlands gewesen.
Nur? –
Auf noch nicht einmal 29 % aller Ackerflächen Deutschlands wurde der halbe Ertrag der gesamten ostdeutschen Landwirtschaft erzeugt:
47 % Getreide, 54 % Kartoffeln, 50 % Fleisch, über 70 % an reinen Fetten.
Außerdem kam seit Friedrich dem Großen von dort das Bienenwachs für die Kerzen der großen Kirchen Deutschlands bis an den Rhein, vergleichbar dem Wert des Holzeinschlags aus dieser waldreichen deutschen Provinz.
Das war allerdings nur durch den sprichwörtlichen Fleiß möglich, zu dem man im Land sagte:
„Des Not heww’k mi sülwst andahn, säd de Oß, dor möt hei sin eigen Meß up’t Feld trecken.“

Es war und ist noch immer ein eigenes Volk, diese Pommern, von denen einmal ihr Großer König sagte:
“ Die Pommern haben einen geraden und schlichten Sinn.“
In neuerer Zeit nannte man sie dann „ein trotziges, stolzes Geschlecht.“

Das hatte gewiß gute Gründe, mußten sie sich doch immer wieder ihrer Haut erwehren und waren den ständigen Ränken und Angriffen ihrer Nachbarn ebenso ausgesetzt, wie sie unter den wechselnden Herren gebeutelt wurden.
Für ihren Trotz legt eine Geschichte Zeugnis ab, die sich um den Pommernherzog Bogeslaw abgespielt haben soll. Als der nämlich zum Sterben kam, ermahnte der Pastor den trinkfreudigen Landesfürsten, daß es „da oben bei den himmlischen Heerscharen“ nichts „tau suupen“ geben würde.
Darauf meinte der fast schon tote Herzog, sich noch einmal mit letzter Kraft aufrichtend und ein letztes Mal lachend:
Ach, min leiw Pastur, denn kennen Sei Bufslaffen nich.

Ein echter Pommer darf, wie Ernst Moritz Arndt aus Schoritz/Rügen meinte:
“ - an Gott und Vaterland nicht verzweifeln.
Aber diesen großartigen pommerschen Dichter haben sie uns verekeln wollen und seinen Namen von der Universität getilgt.
Man muß seine „Hoffnungsrede von 1812“ gelesen und begriffen haben.
Der erste deutsche Generalpostmeister Heinrich v. Stephan hatte eine zutiefst pommersche Lebensregel:
Denke, was du willst, tue, was du sollst,
hüte, was du fühlst, schweige, wenn du grollst.

Ihm haben wir die Postkarte zu verdanken.

Und nun seien mir ein paar Bemerkungen zu den pommerschen Größen erlaubt, die weit über die Grenzen ihrer Heimat hinaus wirkten:
Was liegt näher, als bei den Malern anzufangen.
Neben dem bemerkenswerten Expressionisten Hubertus Lehner aus Deutsch Krone, der in seinem Wirken und seinen Werken leider kaum noch bekannt ist, neben dem Arzt und Dichter Schleich sind uns vor allem Philipp Otto Runge und Caspar David Friedrich in bleibender Erinnerung.
Friedrich, 1774 in Greifswald, der altehrwürdigen Universitätsstadt geboren, hat mit seiner Landschaftsmalerei besonders die vorpommersche Landschaft dargestellt. Aber wir haben von ihm, dessen 200 jährigen Geburtstag wir unlängst feierten, zahlreiche großartige Werke, wobei besonders die Stadt Neubrandenburg mit ihren Kirchen und den Eichen auf dem Wall hervorzuheben ist. Aber selbst aus Alt-Rehse gibt es eine Zeichnung.
Die Freundschaft mit Philipp Otto Runge förderte die Sicht vom Werden und Vergehen in der Natur.
Runge, 1777 in Wolgast geboren, entwickelte sich unter dem Einfluß von Tieck und Schlegel. Einige seiner Gemälde hängen, ebenso wie Werke von C.D. Friedrich, im Pommern-Museum in Greifswald. Seine noch heute in Mecklenburg und Pommern bekannten Märchen vom „Machandelboom“ und dem „Fischer un sine Fruu“ leben in dieser zum Teil düsteren Romantik, als deren Begründer er gilt.

Louis Douzette, der Mondscheinmaler aus Tribsees, in Barth lebend, darf nicht unerwähnt bleiben. Leider befindet sich ein Großteil seiner Werke in Privathand und steht derart der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung.

Daß wir mit Manfred Schatz, 1925 in Stepenitz bei Stettin geboren, einen weit über Deutschlands Grenzen hinaus bekannten, international stark beachteten großen Pommern in unseren Reihen hatten, von dessen Werk die Fachwelt inzwischen als von einer Schatz-Schule spricht, sollte uns Pommern und alle Vertriebenen, aber auch alle Deutschen, die sich ein Herz für wahre, die Herzen und Seelen läuternde Kunst erhalten haben, glücklich und stolz machen.
Aber ist sich jeder, der Verantwortung für die verbliebenen Pommern, ja für die Vertriebenen trägt, auch dieser Tatsache bewußt?
Ich durfte ihn bis an sein Lebensende „Freund“ nennen und über sein Leben berichten und schreiben.
Kishon, der bekannte jüdische Schriftsteller sagte einmal öffentlich:“ Herr Professor Schatz, Sie sind der Beweis dafür, daß es noch wirkliche Maler gibt.
Da zweifle und verzweifle ich angesichts mancher Zeitgenossen dran.
Sein Gemälde „Vertreibung“ sagt alles!

Wo bleiben unsere schuldige Ehrfurcht und unser Respekt vor einem der Großen aus dem alten Osten Deutschlands?
Spricht man von pommerschen Malern, dann denkt man auch an die anderen Großen aus Kunst und Kultur, die diesem wunderbaren, einst von Fleiß und Schöpferkraft überströmenden weiten Land entstammen.

Gilly (1772-1800) – der Lehrer des großen Schinkel, der in Altdamm bei Stettin geboren, zum Baudirektor für ganz Pommern ernannt, den berühmten Entwurf des Tempel-Denkmals für Friedrich d. Großen 1797 vorlegte.
Leider gibt es nur noch wenige Spuren seines Schaffens, da der Krieg das Meiste hinwegraffte.

Martha Gählert (1876-1939), die uns das oft von anderen im Westen beanspruchte und plagiierte Lied „Wo die Ostseewellen - -.“ schenkte.

Neben den Dichtern Uwe Johnson, Wolfgang Koeppen – bekannt durch seinen Roman „Tod in Rom“, muß Konewka Erwähnung finden, der durch seine Scherenschnitte zu Goethes Werken bekannt wurde.

Außer Ramler aus Kolberg, (1725 – 1798), der als der „Meister des deutschen Stils“ einen Namen bekam, darf man die tragische Gestalt der Alwine Wuthenow aus Greifswald nicht vergessen.
Sie gehörte, geschätzt von Möricke und Fritz Reuter, zu den Köpfen der niederdeutschen Literatur.

Zu den großen Schriftstellern aus unserer unvergessenen Heimat zählt Alfred Döblin aus Stettin; aber ebenso gehört dazu der Greifswalder Hans Fallada (1893-1947), mit bürgerlichem Namen Rudolf Ditzen, der als größter deutscher Erzähler des vergangenen Jahrhunderts gilt.

Dr. Arthur Noffke, 1913 in Wittbeck, Kreis Stolpe geboren, zählt zu den bedeutenden pommerschen Schriftstellern Pommerns. Er war zugleich Theologe und Philosoph. Bemerkenswert sein Buch „Unvergessenes Pommern.

Ehm Welk soll nicht vergessen werden, der mit seinen Geschichten aus dem vorpommerschen Oderbruch, den „Heiden und Gerechten von Kummerow“, aber wohl vor allem mit der „Lebensuhr des Gottlieb Grambauer“ und „Mein Land, das ferne leuchtet“ in einer Weise diese pommersche Landschaft und ihre Menschen beschrieben hat, wie es nur Wenigen geglückt ist.
Wie viele von uns haben nicht nur als Kinder diese Filme mit Begeisterung wiederholt angesehen!
Doch auch an Ewald Christian Kleist soll erinnert werden, der 1715 bei Köslin geboren, in der unglücklichen Schlacht bei Kunersdorf 1748 schwer verwundet, 12 Tage später in Frankfurt / Oder starb, jener Stadt, aus der Heinrich v. Kleist stammt. Ewald Christian Kleist überlebt in seinen Pommern, den Vertriebenen aus dem Land jenseits der Oder mit seinem Vers:
Ihr, die die schwere Hand des Unglücks drückt, ihr Redlichen, die ihr mit Harm erfüllt, das Leben oft verwünscht, verzaget nicht – und wagt die Reise durch das Leben nur!
Jenseits des Ufers gibt’s ein besser Land.


v. Kugler, am 19.1.1808 in Stettin geboren, soll nicht unerwähnt bleiben, der seinen Deutschen jene Biografie des Großen Friedrich schrieb, zu der Adolph Menzel die unverwechselbaren Zeichnungen schuf, und der 1840 zugleich der Verfasser der „Pommerschen Kunstgeschichte“ war.

Johan Micraelius, in Köslin 1597 geboren, der, durchaus dem Grimmelshausen vergleichbar, der pommersche Dichter des dreißigjährigen Krieges war, jenes Krieges, der wohl in Pommern am schrecklichsten gewütet hat:
Pommernland ist abgebrannt, Maikäfer flieg - - -,“ jenes dreißigjährigen Mordens im Namen der Christenheit, das eine von Krieg und Pest menschenleere Öde in unserer Heimat hinterließ und Deutschland um 200 Jahre zurückwarf, zerteilt von der Gier der anderen Mächte.

Schleich (1859-1922), der als bedeutender Arzt, Dichter und Philosoph unter anderem die lokale Betäubung entdeckte - und Schleiermacher, ein bedeutender evangelischer Theologe, müssen genannt werden.

An August Ernst Braun (1783-1859) soll erinnert werden, der als Referendar in Köslin 1807 entlassen wurde, weil er den Treueid auf Napoleon verweigerte und dann ab 1816 verdienter Bürgermeister in Köslin war.

Hermann Haken (1828-1916) muß genannt werden, der Oberbürgermeister von Stettin, dem die Stadt nicht nur die Haken-Terrassen verdankt; dessen Name in jüngster Zeit in Stettin zum polnischen Zankapfel und Vorwurf angeblicher drohender Germanisierung wurde.

Zu den Bedeutendsten zählt in mehrfacher Hinsicht der Vorpommer Ernst Moritz Arndt (1769-1860), als Dichter, Historiker und Politiker ein unerschrockener Streiter für Deutschlands Freiheit und Einheit.
Das ganze Deutschland soll es sein - - -, “ sang er und hatte 1810 seine berühmte „Hoffnungsrede“ geschrieben, die er wegen Napoleon an der Universität nicht halten durfte.
Musiker und Komponisten waren in diesem „zerzausten Schmetterling“ Pommern zuhause.
Adam Krieger, 1634 in Driesen geboren, schrieb eines der schönsten deutschen Kirchenlieder:“ Nun sich der Tag geendet hat - - -, “ und war einer der profiliertesten Liederkomponisten des deutschen Barock.

Carl Loewe (1796-1869) saß an der Orgel der Jakobikirche in Stettin, wo neben der Orgelempore sein Herz begraben liegt. Seine Balladenvertonungen dürften vielen, besonders älteren Deutschen noch in guter Erinnerung sein.

Der Stettiner Adolf Pompe, der dort die Orgel schlug, dichtete das „Lied der Pommern“, das heute mehr denn je von allen jenen Pommern gesungen wird, die sich die Heimat im Herzen bewahrt haben.
Doch leider steht auf Veranstaltungen kaum noch ein Vertriebener auf, wenn das Lied erklingt!
Heut bin ich im Wandern, bin bald hier, bald dort.
Doch aus allem andern, treibt’s mich wieder fort.
Bis in dir ich finde, wieder meine Ruh‘,
send ich dir, o Heimat, meine Lieder zu
.“
(Aus innerer Anteilnahme und Begeisterung schuf ich nach 1990 die Strophe:
Einst wird wieder schlagen, dir mein Herz allein.
Meine Sehnsucht tragen in mein Land hinein.
Von der Treue künden über Zeit und Raum,
Heimatland dich finden wie nach schwerem Traum!


Bildhauer wie Bernt Notke (um 1440-1509) aus Lassan, von dem der „Totentanz“ in Lübeck stammt.

Eosander, in Stralsund getauft, war der Nachfolger Schlüters.
Sie alle haben uns unvergängliche Werke hinterlassen.

Nun müssen auch die Mimen Erwähnung finden, die aus dieser unvergleichlichen, die Menschen prägenden Landschaft stammen.
An ihrer Spitze der unvergeßliche Heinrich George,1893 aus Stettin, den die Russen 1946 im KZ Sachsenhausen umgebracht haben,
dann Paul Dahlke, Henry Wahl, Ellen Schwiers, Jürgen Wussow aus Cammin und Klaus Biederstedt.

Namhafte Ärzte kamen aus unserer Heimat.
Virchow (1821-1902) aus Schivelbein, der großen Einfluß auf die Hygienegesetzgebung nahm; mit ihm begann die wissenschaftliche Betrachtung der Krankheit.
v. Tobold aus Flatow, der durch seine Arbeiten zu Kehlkopfproblemen bekannt wurde.
Billroth (1829-1894), ohne den ein vollständiger Operationssaal nicht denkbar wäre. Die Liste läßt sich lange fortsetzen.
Cothenius (1708-1789) aus Anklam war der Leibarzt Friedrich des Großen, Mursinna (1744-1823) aus Stolp operierte als Erster den Grauen Star.

Es kommen die großen Erfinder in unsere Erinnerung.

Hans Grade (1879-1946), der Flugpionier aus Köslin;

Otto Lilienthal (1848-1896) aus Anklam, der als Erster Gleitflüge versuchte;

Jürgen v. Kleist (1700-1748), der 1745 in Cammin die elektrische Verstärkerflasche baute;

Paul Nipkow (1860-1940), er erfand 1884 als Student die Fernsehscheibe, ohne die heute Fernsehen undenkbar wäre. Damals gab es in seiner Heimatstadt Lauenburg noch kein elektrisches Licht.

Hans Bredow aus Schlawe gilt als Vater des deutschen Rundfunks;

Schröder–Stranz, nahe Deutsch Krone in Stranz zu Hause, der eine der ersten Nordpolfahrten ausrüstete und durchführte, aber dabei verschollen ist; sie zeugen vom Unternehmergeist pommerscher Menschen.

Militärs wie Roon (1803-1879), er gehörte zu den bedeutendsten Heeresreformern der damaligen Zeit.
Wrangel (1784-1877) als „Papa Wrangel“ im Volk verehrt, dessen Denkmal in Stettin, sein Grabmal, von den Polen beseitigt wurde,
nicht zuletzt Stumpff aus Kolberg,
aber auch der einfache Bürger Nettelbeck (1738-1824), der Verteidiger Kolbergs, sie alle wuchsen über sich hinaus.

Marschall Blücher, der unverwüstliche und unermüdliche Kämpfer und endliche Bezwinger Napoleons, der kam, als der englische Heerführer schon betete: „Herr, laß es Nacht werden oder die Preußen kommen“, und so vertrieb er den Usurpator Napoleon mit seiner heute in fast allen Demokratien bekannten Ansicht:“ Wer immer der Republik dient, darf sich auch an ihr bereichern.

Bismarck, der große deutsche Kanzler und Former der deutschen Einheit, hat
hier gelebt. Er war für nachfolgende Politiker ein unvergeßliches Beispiel.

An Bucher muß erinnert werden, der, 1817 in Neustettin geboren, zum stillen, aber unverzichtbaren Begleiter und Denker an Bismarcks Seite wuchs.
Sie haben die Geschichte dieser deutschen Provinz ebenso geschrieben wie Goerdeler aus Schneidemühl, der zum Widerstand gegen Hitler gehörte.

Und in diesem Zusammenhang muß an den großen Kurt Schumacher erinnert werden, von dem die SPD heute kaum noch etwas weiß. Sonst würde sie auch gegenüber den Vertriebenen anders handeln und sie mehr beachten.
Er war der große Gegenspieler von Adenauer vor der Wahl der Bundesrepublik.

Man ist nicht nur durch den Impfschein Pommer, Grenzmärker, Posener und Westpreuße, man ist es vor allem mit der Seele, dem Herzen und aus innerster Überzeugung. Man wird es durch sein Handeln für dieses Land und dessen Andenken.

Und so erinnere ich an Albert Mathei, einen Dichter, der seit dem Versailler Diktat (nicht wenige sprachen damals von „Schandvertrag“),
die vierte Strophe zum Deutschlandlied angesichts der ständigen maßlosen Übergriffe der Polen an der deutschen Grenze schrieb, die bis 1932 bei uns gesungen wurde:
Deutschland, Deutschland über alles, und im Unglück nun erst recht.
Nur im Unglück kann die Liebe zeigen ob sie stark ist und auch echt.
Und so so soll es weiter klingen von Geschlechte zu Geschlecht, Deutschland Deutschland über alles und im Unglück nun erst recht.

Doch dazu muss man wissen, daß mit diesem „Deutschland , Deutschland“ der Dichter Hoffmann von Fallersleben etwas anderes gemeint hatte als den Besitz. Ihm ging es um die Treue zum Deutschen Vaterland! Um die Seele!
Dieser Albert Mathei war es auch, der für den deutschen Dichter Johann Gottlieb Fichte schrieb:
Fichte an jeden Deutschen.
Du sollst an Deutschlands Zukunft glauben, an Deines Volkes Auferstehn.
Laß diesen Glauben Dir nicht rauben, trotz allem, allem was geschehn.
Und handeln sollst Du so, als hinge von Dir und Deinem Tun allein
Das Schicksal ab der deutschen Dinge, und die Verantwortung wär Dein
!“

Heimat ist eben nicht allein eine Frage des Geburtsortes, sondern ist ein Mysterium, das Jeder für sich entschleiern muß, bei dem aber ohne Frage jene Jahre zwischen vier und zwölf, in denen nach Ehm Welk der Mensch wird, nicht ohne Bedeutung sind.
Und Heimat ist einmalig.
Es gibt wohl daneben für diejenigen, die ihre Heimat verloren haben, denen man sie genommen hat, noch ein späteres Zuhause, vielleicht sogar einen Ort oder eine Landschaft, in der man glücklich wurde, wo man sogar besser lebte, aber alles das kann eigentlich Heimat nicht ersetzen.
Auf keinen Fall kann man Heimat mit Besitz gleichsetzen.
Das beweisen die Vielen aus den ostdeutschen Dörfern, die wenig oder nichts besaßen und doch an ihrer Heimat mehr hängen, daran inniger denken und fester haften, als mancher, der Grund und Boden besaß, ein Haus sein Eigen nannte und heute von dieser alten Heimat nichts mehr wissen will, sitzt er doch nun auf neuem Besitz, auf neu erworbenem Grund und Boden.

Nein: „Der Rauch der Heimat ist schöner als der Sonnenschein der Fremde“.

So will ich am Schluß dieser unvollständigen, viel zu kurzen Betrachtungen unserer Pommern-Größen an jene Männer erinnern, die nicht nur nach meiner Meinung zu den größten Söhnen des so vielfach geschundenen und gedemütigten, dennoch immer wieder auferstandenen Landes zählen:
Johannes Bugenhagen, 1485 in Wollin geboren, Martin Luthers Hand und Geist in Pommern; der Pommern, Dänemark, Schleswig-Holstein und Hamburg reformierte und die Bibel ins Plattdeutsche übertrug;

Der Chronist Kantzow(1505-1542)mit seiner „Pommerania“;

Heinrich v. Stephan, 1831 in Stolp geboren, begann seine Laufbahn als Postschreiber, erfand die „Korrespondenzkarte“(die spätere Postkarte), gründete den Weltpostverein und wurde der Generalpostmeister.

Und – man wird es mir als ehemaligem „Löns-Schüler“ aus Deutsch Krone wohl nachsehen: Der unvergessene, in der DDR totgeschwiegene und heute im Westen gern verleumdete, aber immer noch bewunderte und vielgelesene Hermann Löns, 1866 in Kulm / Westpreußen geboren, aber in Deutsch Krone aufgewachsen:
Für einen Abend am Radaunen-See gäb ich den Rhein mit seinen goldenen Wogen.“ Oder sein Gedicht „Kartoffelfeuer.“ Wir kannten es zeitig.
Hier schließt sich der Kreis.

Was mich besonders schmerzt, ist, daß ich so wenige Frauen nennen konnte.
Es waren doch gerade diese starken, über sich hinaus wachsenden Frauen in unserem Land, zumeist bescheiden und unauffällig. Sie trugen die schwere Last der Generationen und halfen dieses Land mit ihrem Fleiß und ihrer Tatkraft immer wieder aufbauen. So möchte ich wenigstens Eine noch abschließend nennen, die ich viel zu spät kennenlernen durfte. Sie ist leider vor wenigen Jahren verstorben. Für mich und alle, die sie kannten, war sie das typische, ursprüngliche pommersche Frauenbildnis –,
Gisela Lehner, aus dem Kreis Deutsch Krone stammend. In ihren Gemälden und Zeichnungen, in den Grafiken und anderen künstlerischen Arbeiten war sie ebenso wie in ihrem Wirken für die Familie beispielhaft.
In dieser Frau und ihrem Andenken lebt die Seele der pommerschen Frauen, die gerade während Flucht und Vertreibung die größte Belastung und das tiefste Leid dieses vielgeprüften Landes zu tragen hatten.
Unseren Großmüttern, Müttern und Schwestern, die den vielfachen Fluch von Flucht und Vertreibung zumeist klaglos trugen, gehört, solange wir atmen, unsere erinnernde Dankbarkeit.

Mit Sicherheit habe ich etliche große Pommern vergessen. Man möge es einem begeisterten, unverbesserlich an der Heimat hängenden und von der Erinnerung an sie Zehrenden bitte verzeihen.
Wie sagte meine imkernde Frau:“ Hei is klauk as sine Immen, blot Honnig kann hei nich schieten.
Und ich denke dann so als Tierarzt für mich an das, was man in meinem hinterpommerschen Heimatdorf Harmelsdorf sagte:
Kopparbeet is dat schworst, dat seih ick an mine Ossen.

Wie sangen die preußischen Grenadiere, unter ihnen viele brave Pommern, 1757 vor der Schlacht von Leuthen:

Gib‘, daß ich tu‘ mit Fleiß, was mir zu tun gebühret,
Wozu mich Dein Befehl in meinem Stande führet.
Gib‘, daß ich’s tue bald, zu der Zeit, da ich soll,
Und wenn ich’s tu‘, so gib‘, daß es gerate wohl.


Zum Schluß erlauben Sie mir ein Gedicht, das ich im Heimatdorf angesichts der Veränderungen schrieb: „Die Alte Eiche im Heimatdorf

Die Alte Eiche im Heimatdorf, hoch überm See, wie verloren,
von Stürmen gefurcht, von Kriegsbrand verkohlt,
war sie wie neugeboren.
Die Alte Eiche im Heimatdorf, hoch überm See, wie verloren,
von Stürmen gefurcht, von Kriegsbrand verkohlt,
war sie wie neugeboren.
Doch fremder Haß hat sie nicht verschont.
Sie war ja der Deutschen Erbe.
Drum ran mit der Axt, die Lohe hinein, daß sie nun endgültig sterbe.
Wer trauert darum, wenn wir dahin, wenn die letzten Zeichen verwehn?
Dann wird zur Wahrheit das bittere Wort:
„Mit uns wird die HEIMAT vergehn.“
Kein Lied, kein Märchen aus altem Schatz, kein Wort von Jahrhunderten Fleiß,
kein Denkmal führt auf unsere Spur, bis niemand mehr von uns weiß!
Wir Deutschen sind auf dem neuen Weg,
hörn Frau von der Leyen wir mahnen.
Wir gehen jetzt in Europa auf! Da stören die Bilder der Ahnen!“


 
  Alte Eiche Harmelsdorf  
 
Unsere Heimat lebt in unserer Erinnerung.

Aber der Spruch, den ich für den Demminer Stein mitgab, wird uns helfen können, unser liebendes und trauerndes Andenken überall zu bewahren:

DIE RECHTE HEIMAT IST UNVERLIERBAR. SIE GEHT IMMER MIT.“

Und am Eingang von Penzlin steht der Stein mit der wunderbaren Inschrift,

die uns Günter de Bruyn mitgab:

Wer HEIMAT nicht kennt, kann Heimatverlust nicht erleiden!
 
     
     

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