Politik

 

Gedanken zum Plan Dienstversammlung 1980 Versammlung beim Rat des Kreises der Kollege Christian schlägt vor die schönste Stunde
Planwirtschaft Gedanken zum Plan 1984 die Nacht vor dem 2. Juli 1990 Zukunft für wen?

zurück zur Übersicht

 

Gedanken zum Plan  
  Ein Mensch, der sich Gedanken machte, sein Weltbild sehr ins wanken brachte,
als er zerstritten und verstört, nur auf den Mann im Radio hört.

Da klang es morgens deutlich klar, wie übers Jahr die Ernte war,
von Überplan und Übersoll, war jede Nachricht übervoll.

Er geht zur Arbeit, voller Glück, und schreckt am Arbeitsplatz zurück.
Denn wo noch gestern Schrauben lagen, heut nur noch leere Kisten ragen.

Rasch läuft er nun treppauf, treppab und klappert alle Hallen ab,
doch Schrauben, die abhanden kamen, ganz ungeklärte Wege nahmen.

So ist er endlich ganz verdattert, sein Großhirn durcheinander rattert,
hört er von jetzt an Radiowellen, eilt er, den Kasten abzustellen.

Moral: bedenke Mensch das Eine, mach dir Gedanken aber keine,
die sich um Maxi-Pläne drehen, du wirst die Welt sonst nicht verstehen.

nach oben

Dienstversammlung 1980  
  Wahlversammlung Oktober 1980

Jetzt sitz ich schon drei Stunden hier, die Füße werden kalt,
gesamtgesehen schadet mir der lange Aufenthalt.

Herausgearbeitet hat scharf, der Redner das Problem,
von Kader- und VW-Bedarf, der Wert war je nach dem.

In Größenordnungen kam klar zutage im Bericht,
wie ernst im Kreis die Lage war, nur Bess’rung sieht man nicht.

Der Plan bei Milch wird nicht erfüllt, es fehlt an Futterkraft.
Doch wird der Wissensdurst gestillt mit Polens Mißwirtschaft.

Die Brötchen, die der Leiter bäckt, die werden täglich schwächer,
die Tierzucht bald den Weißkohl steckt, der Kreisarzt macht die Löcher.

So macht kaum einer was er soll, fast jeder was er will,
ich denke an den Hampelmann im Marionettenspiel.

Zum Höhepunkt kommt jetzt die Wahl, sie ist geheim und stramm.
Den Zettel faltet man zweimal doch unbefleckt zusamm’.

Fünf Stunden dauerte der Akt. Die Wahl fiel auf die Alten.
Vor Überraschung wie gebannt, könn’n wir uns kaum noch halten.

Doch müssen leider wir nach Haus, nach Haus zu unsern Lieben,
die Wahlversammlung ist nun aus, wir wär’n noch gern geblieben.

Ein solch gesamtgesellschaftlich’s Ereignis kommt nicht häufig.
Und darum ist auch sicherlich die Produktion rückläufig.

nach oben

Versammlung beim Rat des Kreises  
  Aus einer Versammlung beim Rat des Kreises 10.10.1983

Zum Schluß ein Schlußwort, muß wohl sein, umfassend, richtungweisend;
Voll Optimismus schaun wir drein, die Pläne hoch, Verluste klein,
die ganze Leitung soll es sein!

Ganz frisch gewählt, den Blick gestählt, schaut er uns spornend an:
Den Ernst nicht verkennen, nicht im Alltag verrennen,
vor allem aber: kein Zweifeln verzeihn.
Die ganze Leitung soll es sein!

Nun ran an den Feind, Produktion ist gemeint,
wir haben den Weg beschlossen.
Kommt gut nach Hause – Genossen.
Der Redner erhebt den Finger fein:
Die ganze Leitung soll es sein!

nach oben

der Kollege Christian schlägt vor  
  Der Christian,ein kluger Kollege, trägt vor:

Christian, Du schwelgst in den Sphären kluger und hoher Gedanken,
indessen die traurige Schar unwürdiger Hörer entschläft!

Nun kommt der Christian an den letzten Punkt,
verzweifelt halten manche Hörer noch sich wach,
erschütternd dröhnt die Hochflut der Gedanken,
horngleich ermüdend in’s Gedankenfach.

Ach, wenn die Milchkuh wüßte, was sie leistet,
soviel Chemie in einem dummen Vieh.
Das puffert und vermehrt sich eiweißträchtig,
doch Christian denkt: manch einer lernt das nie.

Und so hält er beschwörend seine Reden.
Sein Bildungszwang ist aller Ehren wert.
Im Grunde bringt er Wissenschaft für jeden,
doch wirkt’s auf uns wie ein Damoklesschwert!

nach oben

die schönste Stunde  
  Die schönste Stunde 20.7. 1987

Nun sitzen wir wieder versammelt hier, in kampffroher Runde beisammen.
Vereint, die Lenker von Pflanze und Tier, die Eckpfeiler einzurammen.

Die Dezitonnen klackern nur so. Die Ernte hat noch nicht begonnen.
Trotzdem drischt der Redner schon herrlich Stroh und schwelgt in Hektar und Tonnen.

Die Masttagszunahmen sind zu klein, sie sind energisch zu steigern,
doch haltet gefälligst die Pläne ein, sonst muß man die Schlachtung verweigern.

Die Tierbestände sind plötzlich zu hoch; wo soll denn der Überschuß bleiben?
Moment - ! Der Computer rechnet noch – und wird das Problem schon vertreiben.

Finanzen, Agrarpreis, Plan und Limit, Bilanzen, V-Ist und Reserven,
und man fragt sich, hört man die Schlagworte mit, warum so viel Waren verderben.

Wir schütteln den Kopf, von Empörung schwer -, doch kommt der Redner zum Ende,
klatscht alles bis zum Gehtnichtmehr in die beifallsgewohnten Hände.

Das Präsidium strahlt, die Versammlung lief, wie geschmiert klappt auch diesmal die Runde.
Kein einziger diskutierte schief – es war eine herrliche Stunde!

nach oben

Planwirtschaft  
  Planwirtschaft 14.10. 1987

Nach, oder besser – während eines Vortrages über Ersatzteilplanung und Versorgung der Milchproduktion in Dedelow.

Wir rechnen und wir planen, bestellen, hoffen – harr’n,
dann wird uns – welche Gnade, ein Bruchteil rangefahr’n.

Bilanzen und Verträge und Vorrang sollen sein.
Eventuell, objektkonkret, komm’n in den Plan wir rein.

Dann aber fehlt’s an Pumpen, mal gibt’s kein Trosilin,
oft fehlen Zitzenstrümpfe, doch stottern wir uns hin.

Wir flicken alte Löcher und reißen neue auf,
und regnet’s durch die Dächer, dann stell’n wir Fahnen drauf!

nach oben

Gedanken zum Plan 1984  
 

nach oben

die Nacht vor dem 2. Juli 1990  
  Die Nacht vor dem 2. Juli Im Juli 1990

Die Nacht vor dem zweiten Juli, da lagen die Deutschen im Traum.
Sie träumten von Ängsten und Nöten, und auch vom Wohlstandsbaum.

Der Traum war für viele ein Trauma, das Kissen und Laken zerwühlt,
und doch haben sicher die Meisten den Rausch neuer Freiheit gefühlt.

Vergessen schon Drangsal und Mauer, jetzt, wo uns nur D-Mark bewegt?
Hat sich denn der heilige Schauer der Einigung so schnell gelegt?

Bananen und Autos verdrängten die Schmach vieler Jahre zu schnell,
und plötzlich erscheint beim Erwachen, der Morgen mehr düster als hell?

Ach, Deutscher, du Träumer vom Tage, bist du dir denn klar, was du willst?
Und daß du mit „Wenn und Aber“, erneut alle Chancen verspielst?

Sei wach doch dem „Morgen“ zuliebe, begreif doch die Einmaligkeit,
die uns die Geschichte gegeben! Zum Zaudern ist jetzt keine Zeit.

Laßt endlich gemeinsam uns handeln, daß neu unser Deutschland erscheint,
im europäischen Hause, mit den anderen Völkern vereint!

nach oben

Zukunft für wen?  
  Zukunft für Wen? (2004 geschrieben)
Was ist mit Deutschland los in dieser Zeit?
Wir lassen uns verleumden und beschrei’n.
Man sucht auf allen Feldern mit uns Streit.
Wir sind nur noch am dienern und verzeih’n.
Ich sag es allen Deutschen frei und offen:
Was nach uns kommt, ist mehr zu fürchten als zu hoffen.

Verdorben scheint Nation, Kultur und Kunst
Durch Lug und Trug und üble Narretei.
Des Kaisers neue Kleider sind in Gunst,
Und alle Toren stimmen lärmend bei.
Den Narren stehen alle Tore offen.
Was nach uns kommt, ist mehr zu fürchten als zu hoffen.

Vergessen scheinen Liebe, Treu und Glauben.
Die Heimat wird verketzert und gebannt.
Man wollte uns der Väter Gräber rauben,
und hat die Gotteshäuser abgebrannt.
Solang wir leben, bleibt die Wunde offen.
Was nach uns kommt, ist mehr zu fürchten als zu hoffen.

Vertrieben hat man uns von Haus und Wald.
Gemeuchelt uns’re Schwestern, Mütter, Brüder.
Die Gründe dafür fanden Sieger bald.
Zerstreuten uns, doch fanden wir uns wieder,
Und halten treu noch die Erinn’rung offen.
Was nach uns kommt, ist mehr zu fürchten als zu hoffen.

Verraten wurden wir im eig’nen Land.
Man hielt uns mit verlog’nem Schwätzen nieder.
Die Sehnsucht nach der Heimat war verbannt.
Doch singen wir noch die vertrauten Lieder,
Und denken weiter ehrlich, frei und offen.
Was nach uns kommt, ist mehr zu fürchten als zu hoffen.

Was soll aus Deutschland werden mit der Zeit?
Es werden kaum noch Kinder uns gebor’n.
Schon macht sich Haß und Ungeist bei uns breit,
die schöne deutsche Sprache geht verlor’n.
Wir Deutschen sind vom Niedergang betroffen.
Was nach uns kommt, ist mehr zu fürchten als zu hoffen.

nach oben