Holunder und Nesseln | Pickwerick | die Maus | Osterhoffnung |
Holunder und Nesseln | |
Holunder und Nesseln Wollt ich zwei Pflanzen Verse weih’n Müßt‘s für Holunder und Nesseln sein. Nur sie bedecken aus eig’ner Kraft, was der Mensch an Abfällen von sich schafft. Wo nur im Grünen Platz sich findet, der Mensch die Natur mit Unrat schindet. Was er nicht braucht, muß er verstecken In Wald und Feld, in Bruch und Hecken. Rosen und Nelken muß man pflegen, Lilien mit vielfacher Sorgfalt hegen, selbst die Kiefern und Tannenbäume fordern gesunde Lebensräume. Nur Holunder wächst standhaft auf Müll und Scherben, Nur die Nesseln lassen sich nicht verderben Und verhüllen gnädig mit ihren Trieben Was an Schande sonst offenbar geblieben. Drum – wo ihr sie seht, nutzt den Augenblick – Und schaut auf die Unscheinbaren zurück; Nennt Unkraut nicht, was die Unordnung deckt, und undurchdringlich die Untat versteckt. Statt sie zu roden und zu verbrennen, sollt man sie achten, nicht Unkraut nennen. Wollt ich zwei Nutzpflanzen Verse weih’n, dann müßt’s für Holunder und Nesseln sein. nach oben |
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Pickwerick | |
Pickwerick Schlägt noch die Wachtel im Feld, Jetzt, wo der Abend nicht fern? Hoffnung sich zu mir gesellt; Hör doch das „Pickwerick“ gern. So, durch die Stimmen der Nacht, Wird mir die Stille bewußt. Unter des Sternhimmels Pracht Weitet das Herz sich vor Lust. Freude am stillschönen Schau’n. Sehnsucht nach Frieden und Glück – Und aus dem Feld voll Vertrau’n, Lockt’s noch einmal: „Pickwerick“. nach oben |
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die Maus | |
Für die mäusefreundliche Heimatfreundin aus
Harmelsdorf, Susanne Raths. Die Maus im Haus Es war eine Maus, die kam in ein Haus Denn die Tür war offen, gut hat sie’s getroffen. Das Haus schien leer, das liebte sie sehr. Und sie macht sich sofort auf die Suche umher. Es roch so nach Rotkohl und fremdem Fisch. Nur der Duft kam von oben, direkt vom Tisch. Doch wie komm ich da rauf, wie komm ich da ran, So fragte sich hungrig der Mäusemann. Er versucht es beim Stuhl, probiert es beim Tischbein, Da kommt ganz plötzlich die Hausfrau herein. Susanne Raths, die Herrin vom Häuschen, Sie liebt fast alles, nur keine Mäuschen. Sie fängt an zu schreien, die Stimme versagt. Und damit hat sie das Mäuschen verjagt. So geht das nicht weiter, sie ruft ihren Jürgen. Er soll im Haus für mehr Sicherheit bürgen. Der stellt nun Fallen in allen Zimmern, Doch hört man die Hausfrau ängstlich wimmern. Sie läuft verschreckt in den Räumen umher. Vor Mäuschen und Spinnen graut es sie sehr. Sie stammt zwar aus Pommern, da gab’s die in Massen, Doch in Lichtenstein soll‘n sie zufrieden uns lassen! Da, endlich, im Zimmer hört man es klicken, Und Jürgen muß nach der Falle sich bücken. Da hängt nun das Biest mit gebrochnem Genick. Susannchen kann sich kaum fassen vor Glück. Ach, Herrgott, hab Dank, Du hast mich befreit. Mir tut es auch um das Mäuschen nicht leid. Nun träum ich endlich von schöneren Fragen, Und muß mich nicht mehr mit Mäuseangst plagen. Mir blieb fast das Herz stehn, das ist nun vorbei. Jetzt rasch einen Kognak, der macht mich frei. von Wolfgang Köpp ! nach oben |
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Osterhoffnung | |
Ostergedicht für meine Urenkel Osterhoffnung Tief versteckt im dichten Moos warten Veilchen noch auf Sonne, träumen in der Erde Schoß von der ersten Frühlingswonne. Sieh, ein Hase sitzt am Fuß einer dicken alten Eiche, daß als warmer Frühlingsgruß ihn ein Sonnenstrahl erreiche. Glöckchen, weiße Blütensterne läuten zaghaft aus den Hecken, wenn aus blauer Wolkenferne sie den Frühlingswind entdecken. Ostereier bunt gescheckt, liebevolles Neuerwachen, schaffen bald, im Gras versteckt fröhlich munt’res Kinderlachen. Kirchenglocken läuten leis‘ aus dem Tal hin zu den Höh’n, schmelzen auch das dickste Eis, daß die Menschen sich versteh’n. (Wolfgang Köpp) nach oben |
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