Die Stadt Deutsch Krone = 700 Jahre alt
Kurzer Überblick über die Stadtgeschichte
Am
23. April 1303 erhielt Deutsch Krone das Stadtrecht. Zu jener Zeit
regierten vier askanische Markgrafen gemeinsam die Mark Brandenburg, nämlich
die Brüder Otto und Konrad sowie Konrads Söhne Johann und Waldemar.
Folglich trägt die in lateinischer Sprache abgefaßte Gründungsurkunde
auch diese vier Namen. Die
Stadtgründung gehörte zu den letzten Ausläufern der
jahrhundertelangen Ostkolonisation. Schon seit Albrecht dem Bären war
die Mark Brandenburg durch die Askanier mit deutschen Bürgern besiedelt
worden. Das zwischen Pommern und Polen umstrittene Grenzland, die spätere
„Neumark" (zu der auch Deutsch Krone gehörte), kam um 1250 an
Brandenburg.Der
deutsche Name der Stadt sollte „Arneskrone" lauten. Der Wortteil
„Arnes" ist
wahrscheinlich auf das altsächsische Wort „arn"
= Adler zurückzuführen. „Arneskrone" ist demnach die Stadt des
brandenburgischen Adlers im Grenzland. Die Stadt entstand „neben
Wolczen" und wurde daher später auch „Wałcz"
genannt. Diese Bezeichnung verweist auf den slawischen Stamm der Wilzen,
der sich dort angesiedelt hatte. Als
der letzte Askanier, der Markgraf Waldemar, im Jahre 1319 verstarb, übergab
Kaiser Ludwig der Bayer die Mark Brandenburg seinem unmündigen Sohn
Ludwig dem Älteren und somit dem Hause Wittelsbach, das hier von 1323
bis 1375 herrschte. Einer
der Nachfolger des Markgrafen Ludwig war Otto der Faule, Markgraf von
1351 bis 1373. Weil ihm die dauernden Streitigkeiten mit den östlichen
Nachbarn widerstrebten, verzichtete er im Jahre 1368 auf seinen Besitz
am linken Drageufer. Das Deutsch Kroner Land gehörte nun 404 Jahre lang
zu Polen. Der damalige polnische König, Kasimir der Große (1333-1370),
bestätigte aber der Stadt alle bei der Gründung im Jahre 1303
erteilten Rechte und Freiheiten, und die Bevölkerung des Deutsch Kroner
Landes blieb auch in den folgenden vier Jahrhunderten nahezu ausschließlich
deutsch. Im
Jahre 1386 wurde Wladislaw II. Jagiello König von Polen. Zwischen ihm
und dem Deutschen Orden kam
es zu heftigen Kämpfen, worunter auch das Deutsch Kroner Land litt.
Zahlreiche durchziehende Hilfstruppen des Ordens hinterließen ihre
Spuren. Im Jahre 1407 wurde die Stadt Deutsch Krone von Ordenstruppen
sogar völlig eingeäschert. Trotz seiner Niederlage bei Tannenberg im
Jahre 1410 führte der Orden den Kampf um die Neumark fort, und Deutsch
Krone wurde 1460 erneut durch Ordens-Söldner besetzt.
Trotz
aller Widerwärtigkeiten entwickelte sich die Stadt weiter. So erhielt
sie am 20.8.1577 durch König Stephan das Recht, Wochen- und Jahrmärkte
abzu- halten. Zwar hatte es schon vorher Märkte hier gegeben, doch nun
wurden sie legalisiert. Die Wochenmärkte sollten sonnabends
stattfinden, die drei Jahrmärkte wurden auf den Allerheiligentag, den
Palmsonntag und den Sankt-Margareten-Tag gelegt. - Durch ein Privileg
vom 14.10.1636 trat ein vierter Jahrmarkt am Himmelfahrtstage hinzu,
durch ein Privileg des Königs Kasimir vom 16.10. 1654 noch zwei weitere
am Tage der Heiligen Drei Könige und am Sonntag Mariae Empfängnis. Wie
alle Städte, so legte auch Deutsch Krone zu damaliger Zeit sehr großen
Wert auf möglichst zahlreiche Märkte. Die
Stadt bestand ursprünglich überwiegend aus Ackerbürgern, die durch
die gemeinschaftlich betriebene Dreifelderwirtschaft und Viehweide
aneinander gebun- den waren. Jeder Ackerbürger hatte einen bestimmten
Anteil an der um die Stadt herum liegenden Feldflur.
Die
Handwerker waren gegenüber den Ackerbürgern sehr benachteiligt: Die
Bau- stellen in der Stadt waren besetzt, und neue Ansiedlungen wurden
verhindert, um die fruchtbaren Ländereien nicht mit Neubürgern teilen
zu müssen. Folglich mußten sich die Handwerker außerhalb des
Stadtgebietes niederlassen. Durch einen Kanal waren sie von den Altbürgern
getrennt. Um
1590 verlieh der Starost Gostomski den Neusiedlern eine städtische
Verfassung mit einem Bürgermeister, einem Vogt und einem Rat. Der
Starost Melchior Weyher erneuerte und erweiterte 1633 diese Verfassung
dahingehend, daß die Niederlassung fortan den Namen „Neustadt
Wałcz"
führen durfte und also eine eigene Stadt bildete. Die Bürger der
Neustadt erhielten das Recht, Malzbier zu bereiten, die Waldungen und
Weiden der Altstadt mitzubenutzen, Fischfang in dem der Starostei gehörenden
Drittel der Seen auszuüben und Holz aus den altstädtischen Wäldern zu
holen. Sie erhielten Befreiung von den Fronfuhren und die Befugnis,
Wochenmärkte und drei eigene Jahrmärkte abzuhalten. Jedoch wurden sie
verpflichtet, ihr Getreide in der Amtsmühle mahlen zu lassen und sich
wegen der Unsicherheit der Grenzen mit Büchse und Krummsäbel auszurüsten.
Diese
Rechte weckten die Unzufriedenheit der Altstädter, und es kam zu
zahlreichen Streitigkeiten, die stetig wuchsen. Beide Teile wurden
durch die Trennung in Mitleidenschaft gezogen. Als im Jahre 1655
schwedische Truppen die Stadt in Brand steckten, stieg die Not auf ein
unerträgliches Maß an. Deshalb stellten in einem Vertrag vom 10.4.1658
beide Teile fest, die Trennung habe nur schädliche Auswirkungen und den
Verfall des gesamten städtischen Lebens zur Folge und sollte aufgehoben
werden.. Die
Altstädter gestanden nun den Neustädtern die Teilnahme an allen ihren
Rechten und Privilegien zu, die Neustädter verzichteten auf alle
Sonderrechte. Es gab fortan eine gemeinschaftliche Verwaltung, und die
Wahl der obrigkeitlichen Personen erfolgte durch die Bürger beider Städte
nach altstädtischem Brauch. Dieser Vertrag wurde von König Kasimir am
6.5.1658 bestätigt, und die nunmehr vereinigten Städte erhielten ein
gemeinsames Siegel. Im
Jahre 1535 schloß sich Deutsch Krone der Reformation an. Daraufhin
wurde 1618 im Zuge der Gegenreformation eine Jesuitenresidenz gegründet.
Aus dieser Zeit stammt auch die erste beglaubigte Nachricht über die
Anwesenheit von Juden in der Stadt (1623). Sie waren offenbar aus
Pommern oder der Neumark zugewandert und ließen sich in dem sogenannten
„Kietz" (platea Kiczka) nieder. Das Judenviertel zählte im
17.Jahrhundert 37 Häuser. Im Jahre 1771 waren es 55 Häuser; mehr als
ein Viertel aller Bürgerhäuser. Die
Jesuiten gründeten 1665 auf dem Mönchsberg eine Schule. Sie wurde bald
von so vielen Schülern besucht, daß
man 1672 ein neues Gebäude auf
dem Bürgermeisterberg erstellen mußte. Da die Schülerzahl weiter
anstieg, errichtete man 1703 einen größeren Holzbau, der die
Bezeichnung „Lyzeum" oder auch „Atheneum" erhielt. Unter
Friedrich dem Großen kam das Deutsch Kroner Gebiet im Jahre 1772 zu
Preußen, also wieder zum Deutschen Reich. Die Stadt besaß damals 260
Feuerstellen, aber davon waren 106 durch Brand zerstört worden. Bis
dahin war die Stadt nur „Krone" genannt worden. Nun trat das
Adjektiv „Deutsch" im Stadtnamen hinzu, wohl zur Unterscheidung
von „Polnisch Crone" an der Brahe, nördlich von Bromberg. - Der
Kreis Deutsch Krone, der nun gebildet wurde, war mit 11.457 qkm der
zweitgrößte Kreis Preußens. Deutsch
Krone zählte jetzt 1155 Einwohner, darunter 238 Juden (20,61 %). Vorher
hatten die Juden nur ein bedingtes Bürgerrecht und mußten getrennt von
den Christen wohnen. Die jüdische Gemeinde war sehr arm. Als im Jahre
1771 ihre Synagoge abbrannte, war es ihnen nicht möglich, ihr
Gotteshaus wieder aufzubauen. Zwanzig Jahre lang hielten sie ihre
Gottesdienste in einer vom Starosten zur Verfügung gestellten Küche
ab, bis sie endlich im Jahre 1791 die Synagoge wieder aufbauen konnten.
Dieses Gotteshaus war dann lange Zeit das älteste Gebäude der Stadt.
In den Jahren 1921 und 1922 wurde eine neue und größere Synagoge
erbaut. Sie wurde in der Pogromnacht vom 9. zum 10.November 1938 von den
Nationalsozialisten niedergebrannt. Die
evangelischen Bürger durften 1773 erstmals eine Schule gründen und
einen Friedhof anlegen. Ein geregelter Gottesdienst war jedoch erst zehn
Jahre später möglich. Hierzu kam alle vier Wochen der Pfarrer aus
Neugolz. Für den Gottesdienst stand ein Raum im Rathaus zur Verfügung. Im
gleichen Jahre löste der Papst den Jesuitenorden auf. Zwei ehemalige
Lehrkräfte, der Mönch Anton Zambrowski und der Präfekt Dalski, führten
die Schule notdürftig weiter, aber wegen der viel zu geringen
Lehrerzahl sank die Qualität des Unterrichts stetig. Im Jahre 1781
wurde die Schule in ein katholisches Gymnasium umgewandelt. Vor der Auflösung
des Jesuitenordens waren rund 200 Schüler eingeschrieben, jetzt waren
es nur noch 25 Schüler. - Das 1672 errichtete Schulgebäude mußte
1798/99 durch einen Neubau ersetzt werden. Bis zum 25.9.1855 wurde die
Schule nun als Progymnasium geführt, anschließend als Vollgymnasium. Für
die evangelische Gemeinde wurde erstmals im Jahre 1793 ein ordinierter
Rektor eingesetzt und die obere Etage des damaligen Rathauses als
Betsaal zur Verfügung gestellt. Der erste evangelische Pfarrer wurde
1794 eingestellt. Schon
1804 hatte sich die Einwohnerzahl gegenüber 1772 mehr als verdoppelt
und war auf 2433 gestiegen. Die Zahl der Häuser hatte sich ebenfalls um
mehr als 100% vergrößert, nämlich von 144 auf 292. Einen
Rückschlag brachte der Französische Krieg, in dessen Verlauf das preußische
Königspaar Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise auf der Flucht
nach Memel am 28.Oktober 1806 mit den Kindern im Gymnasium in Deutsch
Krone übernachten mußte. Nach dem Siege über Napoleon wurde durch
Kabinettsorder vom 20.4.1816 Westpreußen in die beiden
Regierungsbezirke Danzig und Marienwerder eingeteilt. Deutsch Krone gehörte
zum Regierungsbezirk Marienwerder. Im
Jahre 1823 wurde mit dem Bau einer evangelischen Kirche begonnen, die
1824 fertiggestellt wurde. In
den folgenden Jahren hatte die Stadt unter zahlreichen Schicksalsschlägen
zu leiden. So verwüsteten große Brände 1824, 1827 und 1836 mehrere
Straßenzüge; 1831 wütete die Cholera in erschreckender Weise in der
Stadt. An einem Tage waren allein in der evangelischen Gemeinde 120 Tote
zu beklagen. Im
Jahre 1828 wurde die kürzeste Verbindungsstraße zwischen Berlin und Königsberg
angelegt. Es war die spätere Reichsstraße 1, die auch durch Schloppe,
Deutsch Krone, Freudenfier und Jastrow führte. Das
Rathaus stand ursprünglich mitten auf dem Markt, wurde aber im Laufe
der Zeit sehr baufällig und das Opfer eines Brandes. Leider gingen
dabei auch viele Archivalien in Flammen auf. Im Jahre 1841 erwarb die
Stadt ein Haus am Markt und gestaltete es zum Rathaus um. 1850
-1851 erbaute die Stadt neben dem Amtsgericht ein besonderes Gebäude für
das Kreis- und Schwurgericht, das in Deutsch Krone eingerichtet worden
war. Das war bei inzwischen über 5.800 Einwohnern erforderlich
geworden. Am
19.April 1857 wurde Deutsch Krone erstmals Garnisonstadt: eine Eskadron
des 4.Ulanenregiments wurde in die Stadt verlegt, die auf eigene Kosten
die Reitbahn und die Pferdeställe erbauen und einen Teil des
Krankenhauses als Lazarett bereitstellen mußte. Sie mußte auch
kostenlos einen großen und kleinen Exerzierplatz zur Verfügung
stellen. Im
Jahre 1865 gelang es nach schwierigen Verhandlungen, die in dem späteren
Poetensteig gelegene Malzmühle anzukaufen. Das war ein wichtiger
Schritt, denn der Stadtsee hatte im Herbst und im Frühjahr einen sehr hohen Wasserstand. Dadurch
standen im Frühjahr die Äcker lange Zeit unter Wasser, und die Keller wurden oft überflutet.
Auch der Gesundheitszustand
der Bürger soll durch den hohen Wasserstand negativ beeinflußt worden
sein. Wechselfieber und Typhuserkrankungen führte man hierauf zurück. Nach
dem Ankauf der Mühle senkte die Stadtverwaltung den Wasserspiegel um
ca. 1 m). Die Mühle wurde abgebrochen und anschließend derjenige Teil
der neuen Straße (Poetensteig) angelegt, der zwischen der Königstraße
und der Schulstraße (spätere Schulte-Heuthaus-Straße) lag.
Im
Jahre 1866 zog die Garnison in den Krieg, bei ihrer Rückkehr brachte
sie die Cholera mit; 262 Menschen starben an dieser Krankheit. Auch 1870
zogen die Soldaten ins Feld, kehrten aber nicht nach Deutsch Krone zurück,
sondern wurden nach Thorn verlegt. Alle Bemühungen der Stadtverwaltung,
wieder Garnisonstadt zu werden, blieben lange Zeit erfolglos. Die
Cholera brach auch 1873 wieder aus, und wieder starben dadurch 158
Einwohner. Die
letzten Jahrzehnte des 19.Jahrhunderts brachten einen Stillstand in der
Entwicklung der Stadt. Die Garnison war ihr genommen, von der
Eisenbahn war sie weit entfernt; die nächsten Stationen waren Schneidemühl
und Schönlanke. Auch Jastrow und Tempelburg waren durch den Bau neuer
Eisenbahnen zu Bahnstationen geworden. In diesen Städten konnten
wegen der billigeren Verfrachtung die landwirtschaftlichen Produkte
einen größeren Erlös bringen als in Deutsch Krone. Deshalb wurden die
Wochenmärkte in Deutsch Krone immer schwächer besucht, und Handel und
Verkehr gingen zurück. Es
ist verständlich, daß die Stadt nun ebenfalls auf eine
Eisenbahnverbindung drängte und alte Versäumnisse tilgen wollte. Als nämlich
im Jahre 1850 die Eisenbahnstrecke Kreuz-Schneidemühl in Betrieb
genommen wurde, sollte diese Bahn eigentlich über Deutsch Krone führen,
doch die Stadtväter waren dagegen. In
den folgenden Jahren gelang es nur unter großen Mühen, die
Staatsregierung zum Bau einer Eisenbahnlinie von Deutsch Krone nach
Schneidemühl zu bewegen. Am 1.November 1881 wurde diese Strecke endlich
in Betrieb genommen. Die Stadt hat dafür rund 90.000 Mark aufwenden müssen,
der Kreis rund 207.000 Mark. Am 1.September 1888 wurde die Strecke von
Deutsch Krone nach Kallies dem Betrieb übergeben und später bis
Stargard weitergeführt. Eine normalspurige Kleinbahn bis Virchow wurde
1899 teilweise eröffnet, der Teilabschnitt einer gleichen Bahn über
Schloppe nach Kreuz war ab 1900 befahrbar, insgesamt am 1.7.1904. Am
1.April 1887 wurde in der späteren Hindenburgstraße eine katholische
Präparandenanstalt errichtet, an der etwa 100 Schüler ausgebildet
wurden. Zusätzlich wurde ab 1.Mai 1900 ein katholisches Lehrerseminar für
90 Seminaristen ins Leben gerufen. Da
das 1841 errichtete Rathaus wegen einer Giebelsenkung abgebrochen werden
mußte, wurde ein neues Rathaus errichtet, das am 1.November 1890
bezogen wurde. Ferner
entstanden in der 2.Hälfte des 19.Jahrhunderts:
-
1852/53
ein Krankenhaus mit 30 Betten,
-
1863/765
eine neue katholische Kirche ( 1866 konsekriert),
-
1872
die Turnhalle des Gymnasiums,
-
1885/86
das Schlachthaus,
-
1894/95
das Postgebäude,
-
1898
das Gas- und Elektrizitätswerk.
Diese
Gebäude prägen das Stadtbild teilweise heute noch. Am
1.Dezember 1900 hatte die Stadt 7278 Einwohner. In den folgenden
Jahrzehnten entwickelte sich eine bemerkenswerte Mittel- und
Kleinindustrie. Sie sicherte mit ihren Erzeugnissen nicht nur den Bedarf
der Stadt- und Kreisbewohner, sondern belieferte auch weiter entfernt
gelegene Gegenden. Am
6.Juli 1903 feierte die Stadt ihr 600-jähriges Bestehen. Aus diesem
Anlaß verlieh Kaiser Wilhelm II. dem Bürgermeister das Recht zum
Tragen der silbernen Amtskette. Am
gleichen Tage wurde der Grundstein zur Zentralschule gelegt, die im
Oktober 1905 bezogen wurde. Auch eine neue evangelische Kirche befand
sich zu dieser Zeit im Bau. Ebenso erhielt die 1877 errichtete
Baugewerkschule in den Jahren 1904/05 einen Erweiterungsbau. Sie war
eine Höhere Technische Lehranstalt für den Hoch- und Tiefbau. Im
Jahre 1909 war die Zahl der Einwohner auf 7516 angewachsen, darunter
befanden sich 398 Juden (5,3 %). 1913 wurden 7673 Einwohner verzeichnet,
darunter 337 Juden (4,39 %). Kurz vor dem Beginn des 1.Weltkrieges war
die Einwohnerzahl schon auf über 8000 gestiegen. Zu dieser Zeit wurde
Deutsch Krone Standort eines Infanteriebataillons und somit wieder
Garnisonstadt.
Der
1.Weltkrieg machte sich in der Stadt vor allen Dingen durch Beschränkungen
in der Lebensunterhaltung und durch eine relativ große Zahl von
Verwundeten bemerkbar. So war u.a. die Aufbauschule zu einem Lazarett
umgewandelt worden. Durch
den Versailler Vertrag, der am 10.Januar 1920 in Kraft trat, verlor
Deutschland die größten Teile der beiden Provinzen Posen und Westpreußen.
Der ursprüngliche Vertragsentwurf vom 8.5.1919 hatte vorgesehen, daß
die neue Westgrenze Polens 6 km westlich von Schneidemühl verlaufen
sollte. Der gesamte Kreis Flatow, ein Teil des Kreises Deutsch Krone,
der gesamte Netzekreis und ein Teil des Kreises Meseritz sollten zu
Polen kommen. Hiergegen gab es in allen betroffenen Städten und Kreisen
eindrucksvolle Protestkundgebungen, z.B. am 12.Mai und am 3.Juni 1919
in Schneidemühl, wo sich 10.000 Menschen versammelten. Aufgrund dieser
Proteste blieben Schneidemühl und acht Kreise bei Deutschland. Durch
das Ostmarkengesetz vom 21.Juli 1922 wurden sie, darunter auch der Kreis
Deutsch Krone, mit Wirkung vom 1.10.1922 zur Provinz Grenzmark
Posen-Westpreußen zusammengeschlossen. Hauptstadt wurde Schneidemühl.
Diese neue preußische Provinz bestand aus drei nicht zusammenhängenden
Teilen und war von Anfang an nicht lebensfähig. Sie wurde schließlich
durch die beiden preußischen Gesetze vom 21.März 1938 und vom
2.September 1938 aufgelöst. Zahlreiche
Optanten, die in das verbliebene Reichsgebiet umgesiedelt wurden, ließen
sich auch in Deutsch Krone nieder. Hier wurde in diesen Jahren (1922 bis
1924) der seit langem notwendige große Sportplatz im Buchwald angelegt.
Die wachsende Bevölkerungszahl machte dies erforderlich: 1925 hatte die
Stadt schon 10.673 Einwohner. Dieses große Projekt war nicht leicht zu
bewerkstelligen, denn zu Beginn des Jahres 1922 waren die
Lebenshaltungskosten und die Materialpreise um 70% gestiegen. Dadurch mußten
beispielsweise die Gehälter im öffentlichen Dienst allein in diesem
Jahre um mehr als 60% aufgebessert werden. In
den folgenden Jahren wurden trotz großer wirtschaftlicher
Schwierigkeiten wichtige Neubauten errichtet. So konnte beispielsweise
am 3.November 1926 in Gegenwart des Oberpräsidenten v. Bülow für die
1920 vom Kreis eingerichtete Landwirtschaftliche Schule ein imposanter
Neubau am Birkenplatz eingeweiht werden. Hier wurde nun auch eine
landwirtschaftliche Haushaltungsschule untergebracht. Im übrigen war
dieses Jahr ganz besonders stark von wirtschaftlichen Schwierigkeiten
geprägt, die zu großer Arbeitslosigkeit führten. Im
Jahre 1927 schuf die neugegründete Kreissiedlungsgesellschaft 34
Wohnungen in Deutsch Krone. Außerdem wurden in der Stadt umfangreiche
Straßenausbauten und Kanalisierungen vorgenommen. Im Frühjahr des
gleichen Jahres begannen die Arbeiten zum Bau einer Jugendherberge, die
den Namen „Hermann Löns" erhielt. Auf
Vorschlag des zuständigen Ministeriums in Berlin sollte 1928 das
Gymnasium in das ehemalige Seminargebäude an der Südbahnhofstraße
verlegt werden. Hiergegen erhoben sich jedoch so starke Proteste, daß
der Plan widerrufen wurde. Statt dessen wurde nun ein dringend
notwendiger Geländeaustausch zwischen dem Gymnasium und der Stadt
vorgenommen. Die Stadt erhielt zur Verbreiterung der Königstraße einen
Streifen von ca. 3 m Breite, das Gymnasium als Gegenleistung eine etwa
1.200 qm große Fläche am Bootshaus am Stadtsee. Das Grundstück des
Gymnasiums wurde nun zur Straße hin durch eine massive Mauer
abgeschlossen, die heute
noch diesen Teil der Königstraße prägt. 1932
wurde Deutsch Krone zur Festung erklärt und sollte entsprechend
ausgebaut werden. Dieses Ziel wurde besonders energisch verfolgt,
nachdem am 30.Januar 1933 der damalige Reichspräsident,
Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg, den Führer der
Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), Adolf Hitler,
zum Reichskanzler berufen hatte. Noch im gleichen Jahr erhielt die Stadt
ein Wehrbezirkskommando. Am 3.August 1935 wurde im Zuge der Wiedereinführung
der Allgemeinen Wehrpflicht die 2.Abteilung des Artillerie-Regiments
Nr.32 nach Deutsch Krone verlegt, und es entstand an der Straße nach
Sagemühl eine neue Kaserne mit Kasino. Die
Weiterbildung der Mädchen erfolgte ab 1935 in der Form eines
Staatlichen Gymnasiums, das im Gebäude der ehemaligen Aufbauschule
(Lehrerseminar) untergebracht wurde. Das
Rathaus wurde wegen der gestiegenen Bevölkerungszahl 1936/37 erweitert,
reichte aber dennoch nicht aus, so daß die Stadtväter den Bau eines
modernen Verwaltungsgebäudes im Zuge der geplanten Stadterweiterung
erwogen. Am
1.Oktober 1938 wurde der Kreis Deutsch Krone der Provinz Pommern
zugeschlagen. Gemeinsam mit den Kreisen Arnswalde, Dramburg, Friedeberg,
Neustettin und dem Stadtkreis Schneidemühl bildete er den neuen
Regierungsbezirk Grenzmark Posen-Westpreußen mit dem Sitz des
Regierungspräsidenten in Schneidemühl. In
der Pogromnacht vom 9. zum 10.November 1938 brannte auch in Deutsch
Krone die Synagoge nieder. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten aber schon
zahlreiche jüdische Mitbürger die Stadt verlassen. Wer geblieben war,
wurde in den folgenden Monaten in ein Konzentrationslager verschleppt. Am
17.Mai 1939 (Volkszählung) hatte die Stadt 14.941 Einwohner. Bis zu
diesem Jahr war eine rege Bautätigkeit zu verzeichnen gewesen. So
entstanden beispielsweise das Lichtspielhaus „Capitol", das
Gesundheitsamt, das Katasteramt und das neue Buchwaldrestaurant. Das
Krankenhaus hatte einen Erweiterungsbau erhalten. Den
Kriegsbeginn am 1.September 1939 erlebten die Deutsch Kroner Bürger
inmitten spätsommerlichen Kleinstadtfriedens. Erst allmählich machten
sich Schwierigkeiten und Behinderungen bemerkbar. Lebensmittel und
Konsumgüter wurden rationiert, vor den Geschäften bildeten sich immer
häufiger lange Schlangen wartender Menschen. Nach und nach wurden
zahlreiche Läden geschlossen, weil ihre Inhaber zur Wehrmacht
eingezogen worden waren. Auch die Kohleversorgung war unzureichend, so
daß die Schulen während der Wintermonate längere Zeit geschlossen
blieben.
Durch
die kriegsbedingten Einschränkungen wurden alle Bauplanungen hinfällig,
vor allem der weitere Ausbau der Stadt am Tannenbergring und das Projekt
der Stadtumgehung (Skagerrakring). Mehrere
Schulgebäude wurden in Lazarette umgewandelt, worunter der Unterricht
sehr zu leiden hatte. Diese Notlazarette reichten bald nicht mehr aus, deshalb
wurde an der Tempelburger Straße mit dem
Bau eines neuen Lazaretts begonnen, das aber bis zum Kriegsende nur
teilweise fertiggestellt werden konnte. Da
der Wehrmacht inzwischen die nötige Zeit und das erforderliche Personal
zur Ausbildung der jungen Rekruten fehlten, wurden die jungen Männer
schon vor der Übernahme in den Wehrdienst felddienstmäßig
ausgebildet. Auch in Deutsch Krone entstand zu diesem Zweck am Schloßmühlenweg
ein „Wehrertüchtigungslager". Außerdem erhielt die Stadt noch
eine Marine-Ausbildungseinheit. Als
sich die Front im Sommer 1944 der Reichsgrenze näherte, befahl der
pommersche Gauleiter Franz Schwede-Coburg in seiner Eigenschaft als
„Reichsverteidigungskommissar", die zwischen 1934 und 1939
entstandene „Pommernstellung" zu verstärken. Diese
Verteidigungslinie war kein geschlossenes Abwehrsystem, sondern
bestand aus einer Reihe von Betonbunkern unterschiedlicher Größe und
Stärke und war noch nicht feldmäßig ausgebaut. Deshalb wurden nun
arbeitsfähige Frauen und Männer zu Tausenden ins östliche
Reichsgebiet gebracht, um durch den Bau zusätzlicher Bunker und
Unterstände, Panzer- und Schützengräben eine vorgeschobene Stellung
zu errichten. Auch in Deutsch Krone waren mehrere Gebäude, darunter
alle Schulen, mit kriegsdienstverpflichteten Arbeitern belegt. Der
Schulunterricht fiel während dieser Zeit aus. Hinzu kam, daß die 16-
und 17jährigen Jungen des Gymnasiums seit Februar 1944 als Marinehelfer
Dienst tun mußten. Am 1.Oktober 1944 waren insgesamt 24 Gymnasiasten
auf den Nordsee-Inseln eingesetzt. Im
Herbst 1944 wurden alle waffenfähigen Männer zwischen dem 16. und
60.Lebensjahr zum „Volkssturm" einberufen. Nachdem
schon zu Beginn des Jahres 1945 viele Flüchtlingstrecks aus Ost- und
Westpreußen die Stadt durchzogen hatten, mußten in den letzten
Januarwochen auch alle Deutsch Kroner Einwohner die Flucht antreten. Als
Aufnahmestadt war Demmin vorgesehen, doch war diese Stadt mit dieser
Aufgabe völlig überfordert. Deshalb wurden viele Deutsch Kroner Bürger
an andere Orte gebracht, soweit sie nicht bei Verwandten oder Bekannten
westlich der Oder Unterkunft fanden. Anfang
Februar 1945 wurde Deutsch Krone zur umkämpften Stadt und am 12.Februar
von der Roten Armee eingenommen. Am
2.August 1945 beschlossen die Siegermächte, die deutschen Gebiete östlich
der Oder und Neiße unter polnische Verwaltung zu stellen. Die Deutsch
Kroner Bürger verloren dadurch ihre Heimat für immer.
Denkmäler von
Deutsch-Krone:

 Am
5.Januar 1956 übernahm der damalige Landkreis Wittlage die Patenschaft
über den Kreis Deutsch Krone. Seit dem 12.Juli 1956 ist Bad Essen die
Patenstadt der Stadt Deutsch Krone. |